DNN/LVZ, 16.01.2002
"Das Kabinett Biedenkopf befindet sich in galoppierender Selbstauflösung"
Minister Kolbe will in den Bundestag - Offenbar keine Chancen auf Amt als Ressortchef im neuen Kabinett
DRESDEN. Sachsens Justizminister Manfred Kolbe zieht es zurück in den Bundestag. Der CDU-Politiker will im Wahlkreis 152, der sich von Delitzsch bis Riesa erstreckt, im September als Direktkandidat für den Bundestag antreten. Das wurde gestern in Dresden bekannt. Voraussichtlich werde sich Kolbe heute Mittag öffentlich dazu äußern. Zu einer Stellungnahme war der Minister gestern nicht bereit.
Offenbar rechnet sich Kolbe keine großen Chancen aus, im neuen Kabinett des voraussichtlichen Biedenkopf-Nachfolgers Georg Milbradt als Ressortchef im Amt zu bleiben. Entsprechend kritisch waren gestern die Kommentare:"Das Kabinett Biedenkopf befindet sich in galoppierender Selbstauflösung", hieß es aus Dresdner CDU-Spitzen. Unterstützung freilich erhielt der Noch-Minister aus der Region: "Wenn Kolbe antritt, bekommt er vom Kreisverband Torgau-Oschatz und von mir persönlich die volle Unterstützung", sagte CDU-Kreisvorsitzender Frank Kupfer gegenüber unserer Zeitung.
Um den Wahlkreis bewirbt sich innerhalb der CDU ferner die 23-jährige Studentin und JU-Chefin von Delitzsch/Eilenburg, Claudia Pertzsch. Auch der Riesaer Oberbürgermeister Wolfram Köhler war als Kandidat im Gespräch. Über die Bewerbungen entscheiden die Parteimitglieder auf einer Nominierungsveranstaltung am 25. Januar. Der 48-jährige Jurist Kolbe, der erst im September 2000 für den zurück getretenen Steffen Heitmann nach Dresden kam, war bereits seit 1990 Bundestagsabgeordneter für den Wahlkreis Döbeln-Grimma-Oschatz. Er stammt aus Naunhof, wo er auch heute lebt.
Eig. Bericht/S.H./J.K.