Freie Presse Chemnitz, 01.03.2002
Zwickaus OB bekräftigt Ministerpräsidenten-Kandidatur
Vettermann: Milbradt ist für Amt ungeeignet
Dresden/Zwickau. Dietmar Vettermann, Oberbürgermeister der Stadt Zwickau, hat am Freitag vor der Landespressekonferenz in Dresden offiziell seine Bewerbung um das Amt des Ministerpräsidenten mit scharfen Angriffen auf den favorisierten Georg Milbradt verbunden. Dem ehemaligen Finanzminister warf Vettermann vor, für den nicht freiwilligen Rücktritt von Kurt Biedenkopf mit verantwortlich zu sein. Vettermann stellte die „menschliche Eignung“ von Milbradt in Frage. Er hält ihn für ungeeignet, „die emotionale Leitfigur für Sachsen“ zu werden.
Er habe sich nicht vorstellen können, dass Biedenkopf in einem für seine Partei so wichtigen Jahr freiwillig seinen Hut als Ministerpräsident nehmen würde, sagte Vettermann. „Ich fürchte, dass es von Nachteil ist, wenn Milbradt, der mit diesen Dingen etwas zu tun hat, die Nachfolge antritt.“
Biedenkopf habe den Sachsen ihre Identität gegeben. Vettermann wertet seinen überraschenden Vorstoß als Beitrag zur innerparteilichen Demokratie in der CDU. Demokratie könne nur praktiziert werden, wenn es Alternativen gäbe. Die Zerrissenheit in der Partei sei unübersehbar. Er fühle sich als Ansprechpartner für alle, die sich in der Partei nicht mehr behaglich fühlen. Zudem sei er gebürtiger Sachse. „Übel wäre es nicht, wenn ein Sachse das Amt ausführt.“ Fach-und Sachkompetenz, die er in der Kommunalpolitik erworben hat, sieht Vettermann als übertragbar für den angestrebten Karrieresprung.
Zwickaus Oberbürgermeister räumte erneut ein, dass es geeignetere Kandidaten in der sächsischen Union gebe. Dem Verdacht, für einen dritten Bewerber eine Bresche schlagen zu wollen, trat Vettermann ebenso entgegen wie der Furcht vor einer weiteren Spaltung der CDU.
(von Hubert Kemper)