Karl Nolle, MdL

ZDF Frontal 21, 15.05.2001

Der nackte König, II

Im Mittelpunkt des Interesses
 
Bislang ist in den zuständigen Ministerien niemand zur Verantwortung gezogen worden. Stattdessen zeigt Biedenkopf mit dem Finger auf den von ihm entlassenen Finanzminister Milbradt, der einst mit in der Polit-WG gewohnt hatte.

Kurt Biedenkopf: Angriffe auf alte Weggefährten

Biedenkopf: "Wenn er selbst dreieinhalb Jahre diese Dienstleistungen in Anspruch genommen hat, und wenn dann heute der Rechnungshof plötzlich zu dem Ergebnis kommt, das ist so nicht in Ordnung, dann übernehme ich die politische Verantwortung, aber im Innenverhältnis muss ich fragen, warum hat man mich nicht unterrichtet?"

Kritische Beobachter halten diese Frontalangriffe auf einen ehemaligen treuen Weggefährten für einen großen Fehler. Patzelt: "Es ist ein bekanntes Phänomen, dass lange Zeit erfolgreiche und sehr wohlwollend behandelte Politiker von ihrer eigenen, nicht Unfehlbarkeit, aber von der Richtigkeit ihres eigenen Handelns so sehr überzeugt sind, dass sie kritikunempfänglich und beratungsresistent werden."


Karl Nolle: "Wir haben die Nase voll"

Die neuen offenen Flanken des Königs Kurt attackiert vor allem Karl Nolle. Die Speerspitze der Sachsen-SPD ist zum Medienstar dieser Affäre geworden. Tag für Tag gießt er Öl in ein Feuer, auf dem er den Ministerpräsident bis zum Rücktritt weichkochen will. Nolle: "Wir haben die Nase voll und wollen nun auch den Schluss sehen."

Biedenkopf aber will nicht einfach gehen: "Man will die Biedenkopfs vertreiben. Aber so lange die Sachsen uns wollen, bleiben wir hier."

Ingrid Biedenkopf: Nun machen andere Druck

Immer mehr gerät nun auch Ingrid Biedenkopf in die Schusslinie. Die Existenz ihres Bürgerbüros sei verfassungsrechtlich umstritten und außerdem mische sich die resolute Frau bei ihren sozialen Missionen überall ein. Ingrid Biedenkopf: "Ich habe früher schon viel für Menschen getan, aber mich so da reinzuknien, das habe ich hier gelernt. Und wenn man da nicht Druck macht, dann erreicht man nichts!"

Nun machen andere Druck. Unter dem Druck einer, wie Biedenkopf es nennt, infamen Medien-Kampagne, will er nicht zurücktreten. Jedenfalls so lange nicht, bis er seine Nachfolge geregelt und für Frieden innerhalb der sächsischen CDU gesorgt hat.

Schlechtes Vermächtnis

Werner Patzelt: "Er hat sie von seinem Glanz partizipieren lassen, aufsteigen lassen, er hat aber nicht dafür gesorgt, dass die Partei ohne ihn eine überzeugende Führungsspitze hat, auf die die Partei sich verlassen könnte, wenn der Landesvater eine Schwächephase erlebt. Und das ist das schlechte Vermächtnis einer staatspolitisch brillanten Regierungszeit."

Karl Nolle im Webseitentest
der Landtagsabgeordneten: