Karl Nolle, MdL

Lausitzer Rundschau, 08.10.2001

Paunsdorf-Affäre: Biedenkopfs Frau im Zwielicht

Angeblich mit bis zu fünf Millionen Mark als Gesellschafterin beteiligt
 
Dresden. Ingrid Biedenkopf, Frau des sächsischen Ministerpräsidenten Kurt Biedenkopf (CDU), soll angeblich mit bis zu fünf Millionen Mark als stille Gesellschafterin am umstrittenen Paunsdorf-Center in Leipzig beteiligt gewesen sein.

Das berichtete die "Bild"-Zeitung unter Berufung auf Äußerungen des früheren Chefs im Leipziger Liegenschaftsamt, Norbert Steiner. Steiner, der im August vom Paunsdorf-Untersuchungsausschuss des Landtages vernommen wurde, will das von "Vorgesetzten aus dem Finanzministerium" erfahren haben. Die PDS forderte Ingrid Biedenkopf gestern zu einer eidesstattlichen Erklärung auf. Sonst sei ihre Vernehmung vor dem Untersuchungsausschuss unvermeidbar.

Die "Bild"-Zeitung zitierte Steiner mit den Worten: "Nicht der einzige Fall, in dem Ingrid Biedenkopf dem Freistaat großen Schaden zugefügt hat. Aber das Finanzministerium hat mir verboten, über andere Projekte und Frau Biedenkopfs Beteiligung zu sprechen."

Vize-Regierungssprecher Hartmut Häckel dementierte die Anschuldigung: "Herr Steiner hat widersprüchliche und unbelegte Aussagen gemacht. Es gab keine Einwirkungen von Frau Biedenkopf auf die Paunsdorf-Entscheidungen." Dies hatte zuvor auch Ministerpräsident Biedenkopf versichert.

Die CDU äußerte gestern erneut "starke Zweifel" an Steiners Glaubwürdigkeit. Bei seiner Vernehmung vor dem Ausschuss habe er "sehr oft zu gleichen Vorgängen verschiedenartigste Varianten wiedergegeben". Seine Aussagen seien "einfach nicht belastbar". Das gelte auch für die behauptete Beteiligung von Frau Biedenkopf. Die PDS wies das zurück. "Wir haben keinerlei Zweifel an Steiners Glaubwürdigkeit", sagte der stellvertretende Ausschussvorsitzende, André Hahn. Steiner habe seine Aussagen sowohl vor dem Landeskriminalamt als auch vor dem Staatsanwalt und dem Untersuchungsausschuss gemacht.

Hahn zufolge soll Ingrid Biedenkopf nun binnen 14 Tagen eidesstattlich erklären, dass sie zu keinem Zeitpunkt direkt oder indirekt an dem Bürokomplex beziehungsweise an Firmen zu dessen Errichtung und Vermietung beteiligt war. Andernfalls will die PDS ihre Vernehmung beantragen. Ein solcher Antrag wird wirksam, wenn drei Ausschussmitglieder zustimmen. Allein die PDS ist dort mit drei Abgeordneten vertreten. Auch der SPD-Politiker Karl Nolle hatte sich bereits für eine Vernehmung von Ingrid Biedenkopf ausgesprochen.

Die Opposition sah nach dem Auftreten Steiners im Untersuchungsausschuss Biedenkopf schwer belastet. Laut Steiners Aussagen war Ingrid Biedenkopf in die Verhandlungen um die Vermietung des Bürokomplexes involviert. Steiner, der nach eigenem Bekunden 1994 ohne Grund aus dem Staatsdienst entlassen wurde, berichtete mehrfach von einem Telefonat zwischen dem früheren Abteilungsleiter im Finanzministerium, Michael Muster, und Frau Biedenkopf. In dem Gespräch habe Muster Ingrid Biedenkopf gesagt, dass mit den Mietvertrag "alles klar" gehe.
(dpa/wie)

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