Karl Nolle, MdL

Sächsische Zeitung, 11.05.2001

Leipzigs OB soll Roßberg den Rücken stärken

Wagner-Herausforderer läutet mit Plakaten und Talk-Runden heißen Wahlkampf ein
 
DRESDEN. OB-Kandidat Ingolf Roßberg startet den heißen Wahlkampf. Erster Prominenter, den er zur Unterstützung präsentiert, ist Leipzigs Oberbürgermeister Wolfgang Tiefensee.

Händeschütteln in Klotzsche, Biertrinken im Torhaus, Glänzen auf Podiumsgesprächen . . . Der Kalender von OB-Kandidat Ingolf Roßberg ist proppenvoll. Der 40-Jährige nahm extra Urlaub von Wuppertaler Rathaus und Familie, um sich in Dresden in Erinnerung zu rufen. Kompetenz zeigen und Vertrauen wecken heißt die Devise. Doch dabei gibt es ein kleines Problem: Wie beweist Roßberg dem Wähler, dass er zwar Mitglied der FDP, aber trotzdem unabhängig ist?

Die Bürgerinitiative "OB für Dresden", die Roßberg aufstellt, bemüht sich redlich, den Schönheitsfehler wieder wett zu machen. Fünf Hauptamtliche und ein ehrenamtlicher Stab von 30 bis 40 Leuten versuchen, den Wagner-Herausforderer als parteiübergreifende Integrationsfigur aufzubauen. "Es ist Zeit" heißt das Kampf-Motto, das den Bürger zu einem Wechsel an der Rathaus-Spitze inspirieren soll. Da das Auge mit isst, holt Roßberg neben Wahlmanager Werner Becker (SPD) noch einen Profi für die Optik ins Boot. TU-Gestaltungs-Professor Wolff-U. Weder liefert das Gesicht für Plakate, Fleyer und Internet-Auftritt. Er ist auch geistiger Vater des Slogans "Roßberg kann's", der an den Erfolg von "Leipzig kommt" anknüpfen will.

Nachdem Roßberg in den vergangenen Wochen SPD, Grüne, FDP und Freie Wähler auf seine Seite zog, stürzt er sich jetzt in den heißen Wahlkampf. Erster Prominenter, der ihm dabei den Rücken stärkt, ist Wolfgang Tiefensee (SPD). Der Leipziger OB zeigt sich morgen mit dem Dresdner Kandidaten auf einem Wirtschaftsforum im World Trade Center. Weitere Promis (Namen hält die Initiative geheim) und viele Gespräche mit dem Volk sollen folgen. Roßberg möchte ein Kandidat zum Anfassen sein und dabei nebenbei seine kommunikativen Vorzüge preisen.

Wie der Wahlkampf finanziert wird, darüber wahrt die Bürgerinitiative Stillschweigen. Von SPD und Bündnisgrünen gab es bescheidene Anschubgelder. Der Rest muss durch Spenden reinkommen. "Ich bin überrascht über die Unterstützung", sagt Roßberg. Auch namhafte Persönlichkeiten aus dem konservativen Lager, weiß die Gerüchteküche, sollen in den Werbetopf einzahlen. Ihre größte Sorge: bloß nicht in einer Liste auftauchen.

Wenn die OB-Initiative ab morgen ihre 5 000 Roßberg-kann's-Plakate klebt, bekommt sie von SPD und Grünen Verstärkung. Die SPD hat Roßberg auf 2 500 Eigen-Plakaten schon so vereinnahmt, dass er glatt als Genosse durchgehen könnte. "Uns ist das gar nicht recht", sagt Manager Becker. Die Bündnisgrünen werben für Roßberg auf 1 000 Plakaten. Außerdem werden 25 000 Flugblätter gedruckt, auf denen man der Wählerschaft den Spagat zwischen FDP-Mitgliedschaft und Grünen-Unterstützung erklärt.

Die FDP indes hält seit ihrem Parteitag vor drei Wochen zu ihrem Mitglied keinen Kontakt. Durch Roßbergs PDS-Auftritt ist die Stimmung mehr als gespannt. Erst am Montag will der Vorstand über eine Wahl-Hilfe befinden. "Keine müde Mark für Roßberg", plädiert Vorstands-Vize Jan Mücke.

Roßberg selbst lässt sich dadurch nicht beirren, sieht das große Ziel: Er will der erste waschechte Dresdner OB seit 1945 werden. Auf Test-Umfragen zu seinen Chancen verzichtet er siegesgewiss. "Ich kann's! Ich mach's!", sagt er.

Infos: unter www.ob-fuer-dresden.de; Wahltermine: heute ab 11.30 Uhr Plattenwerk Johannstadt, 19 Uhr Theaterstr. 11 "Schulen sanieren"; Sonntag 11-13 Uhr pol. Frühschoppen Torwirtschaft Großer Garten; 16. Mai 19 Uhr Rathaus Blasewitz "Verwaltung modernisieren".
(Katrin Saft)

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