Sächsische Zeitung, 15.05.2001
Vier Dresdner dürfen als OB kandidieren
Drei Interessenten scheiterten an Unterschriften
DRESDEN. Nichts geht mehr: Bis gestern Abend durften sich Bewerber um den OB-Posten im Rathaus anmelden. Sieben Dresdner haben es versucht. Voraussichtlich vier erfüllten die Bedingungen und kommen nun als Kandidaten auf den Stimmzettel (siehe unten). Das letzte Wort spricht heute der Wahlausschuss.
Am einfachsten war es für Amtsinhaber Herbert Wagner (CDU). Da ihn die Union aufstellte, brauchte er keine Unterstützungsunterschriften. Herausforderer Ingolf Roßberg (FDP/Kandidat einer Bürgerinitiative) und Ronald Galle (Kandidat der Bürgerrechtsbewegung Solidarität - Büso) brachten die nötigen 240 Autogramme schon vor Tagen zusammen. Trotzdem zog die Dresdner PDS-Spitze gestern Vormittag demonstrativ ins Rathaus, um für Roßberg zu unterzeichnen. "Er ist nicht unser Lieblingskandidat", sagt Partei-Chef Michael Schrader, "aber der Aussichtsreichste für eine Abwahl Wagners." Gleich nach dem Korb von Berghofer wurden im "Haus der Begegnung" Unterstützungs-Plakate für Roßberg entworfen. Insgeheim bedauert man nun aber doch, keinen eigenen PDS-Kandidaten ins Rennen geschickt zu haben.
Am spannendsten war die Bewerbung von Friederike Beier. Die 57-jährige Chefin der Aids-Beratung beim Gesundheitsamt warb auf einer Wahlparty vor dem Rathaus noch bis zuletzt um Unterschriften. Sie sammelte 55 mehr als notwendig und tritt damit als einzige Frau und parteilose Einzelkandidatin an. Der Jubel war groß. "Noch am Montagabend gehen die 1 000 Wahlplakate in Druck", sagt Sprecher und Kollege Uwe Milde. Der Wahlkampf werde durch Sponsoren und aus eigener Tasche bezahlt.
Mitbewerber Kornel Szecsenyis indes scheiterte klar an der Unterschriften-Hürde. Der 23-Jährige brachte nur 102 Dresdner dazu, persönlich im Rathaus zu erscheinen.
Überraschend hatten sich Ende vergangener Woche noch zwei weitere Möchte-gerne-OB gemeldet: Der 63-jährige Diplomingenieur Joachim Köhler und der 43-jährige Forstassessor Eberhard Rudolph. Köhler lieferte nur 3, Rudolph gar keine Unterschrift. "In Dresden wird sich schon wieder genauso wie zu DDR-Zeiten Parteilinien gebeugt", sagt Köhler. "Das hätte ich als parteiloser OB gern geändert."
(Katrin Saft)