DNN, 31.05.2001
Wolgast vor SPD-Rauswurf
FDP-Vize Mücke bietet Asyl
DRESDEN. Die Kritik am Dezernenten für Wirtschaft und Verkehr, Rolf Wolgast (SPD), weitet sich aus. Die Sozialdemokraten wollen ein Parteiverfahren gegen ihn einleiten. Unterbezirkschefin Marlies Volkmer hielt es gegenüber den DNN für „sehr wahrscheinlich", dass Wolgast ausgeschlossen wird.
Unabhängig davon warf der Chef des sächsischen Drogistenverbands, Dietmar Keil, Wolgast verfehlte Mit-telstandspolitik vor.
Wolgast hatte den von der SPD unterstützten Oberbürgermeisterkandidaten Ingolf Roßberg zu Wochenbeginn öffentlich abgelehnt und ihm vorgeworfen, die Waldschlösschenbrücke in Frage zu stellen. Roßberg hingegen hat beim DNN-Forum am Sonntag zum wiederholten Mal gesagt, dass die Brücke mit ihm als OB gebaut wird. Wolgast blieb gestern bei seiner Haltung. Zum Zeitpunkt seiner öffentlichen Kritik 13 Tage vor der Wahl sagte er den DNN: „Das ergab sich so." Bei einem Ausschluss bot ihm FDP-Vizechef Jan Mücke bei seiner Partei Asyl an.
Wolgast steht zudem wegen seiner Wirtschaftspolitik in der Kritik. Drogistenchef und FDP-Mitglied Keil wirft ihm vor, den kleinen, familiengeführten Fachhandel seit Jahren ....zu vernachlässigen. Wolgasts Wirtschaftsförderung sei offen für die Großen, „doch für die Kleinen, die die Urbanität in die Stadt bringen, wird nichts gemacht". Die City müsse wie ein Einkaufszentrum betrieben werden, als „Innenstadt GmbH". Keil forderte zudem Förderprogramme für die Stadtteilzentren. „Ich möchte die kleinen Händler nicht unter einer schützenden Käseglocke sehen aber auch die Großbetriebe wären nicht gekommen, wenn sie keine Förderung bekommen hätten", sagte Keil. In seine Kritik schloss er OB Herbert Wagner (CDU) ein.
Wolgast bezeichnet Keils Vorwürfe als „Quatsch". Man habe dem Mittelstand die Möglichkeit gegeben, sich zu entwickeln. Beim Handel sah er sich nicht in der Verantwortung: „Der Kunde entscheidet jeden Tag, wo er einkauft."
(Stefan Alberti)