Sächsische Zeitung, 07.06.2001
Lob aus der Wirtschaft
Wolgast bekommt Anerkennung als Dezernent
DRESDEN. Die Drohung der Dresdner SPD mit einem Parteiausschlussverfahren gegen ihr Mitglied Rolf Wolgast ist in der SPD auf vorsichtige Kritik gestoßen. Der Wirtschaftsbürgermeister hatte sich in der vergangenen Woche für Amtsinhaber Herbert Wagner (CDU) als künftigen Oberbürgermeister ausgesprochen und Bedenken gegen Herausforderer Ingolf Roßberg (FDP) geäußert, der von Grünen, PDS und SPD unterstützt wird. „Es gibt eine Beschlusslage in Dresden, aber es gibt auch eine Meinungsfreiheit in unserem Land", sagte die SPD-Landesvorsitzende Constanze Krehl der SZ. „Wenn man eine andere Meinung äußert, kann man nicht gleich mit dem Ausschluss bedroht werden. Ein solcher Streit ist zum jetzigen Zeitpunkt kontraproduktiv."
Dresdner Wirtschaftsvertreter haben sich, unabhängig vom Wahlkampf, hinter Wolgast gestellt. „Ich kann mich nicht in die OB-Wahl einschalten", sagt IHK-Präsident Hartmut Paul, „aber zum Wirtschaftsdezernenten Wolgast erkläre ich, dass er zehn Jahre lang Gutes für Dresden geleistet hat." Ein Großteil der Industrieansiedlungen sei auf seine Arbeit zurückzuführen. Wolgast habe versucht, auch im Widerspruch mit anderen Dezernenten, in der Verkehrspolitik mehr für Handel und Wirtschaft zu erreichen, und sich um die kleinen Handwerker und Einzelhändler bemüht. Paul: „Ich hoffe, dass Dresden wieder einen Wirtschaftsdezernenten ähnlicher Klasse bekommt."
„Wolgast war als Wirtschaftsbürgermeister ein Topmann", sagte der Geschäftsführer der sächsischen Binnenhäfen, Detlef Bütow. „Ich habe ihn als Menschen erlebt, der etwas vorwärts bewegen will, das war wichtig für uns hier." Für Klaus Herricht, Sprecher der Interessengemeinschaft Königstraße, ist Wolgast immer der kompetente Fachmann gewesen. „Er hatte für uns stets ein offenes Ohr, jetzt zu behaupten, er habe nicht genug für den Mittelstand getan, ist einfach falsch und unseriös."
Auch aus den Reihen der Liberalen bekommt Wolgast Zuspruch. „Diese Angriffe hat er nicht verdient", sagt Günter Hielscher, der frühere wirtschaftspolitische Sprecher der FDP im Landtag. Heute ist er einer der Vizepräsidenten der IHK. „Er hat vor allem für die mittelständische Industrie und den Handel viel erreicht, hat das Schaffen „von Arbeitsplätzen beschleunigt und nicht blockiert."
Wolgast habe persönlich um die Ansiedlung von Siemens gekämpft, heute profitierten alle davon, sogar das Dresdner Umfeld. „Wolgast ist immer ein Mann gewesen, der sich zuerst der Sache verpflichtet fühlte, nicht der Partei."
(Markus Lesch)