Karl Nolle, MdL

DNN, 06.06.2001

Politprominenz im Doppelpack

Endspurt zur OB-Wahl: Merkel für Wagner, Pieper für Roßberg
 
DRESDEN. Der Oberbürgermeisterwahlkampf bringt Dresden inzwischen Politpromis im Doppelpack. In der Prager Straße sprach CDU-Chefin Angela Merkel gestern am frühen Abend für ihren Parteifreund Herbert Wagner und gegen die rot-grüne Bundesregierung. Im Schillergarten in Blasewitz stellte sich eine Stunde später FDP-Generalsekretärin Cornelia Pieper neben Wagner-Herausforderer Ingolf Roßberg und forderte eine neue Bildungspolitik zum Schutz vor Rechtsextremismus. Vor nach CDU-Angaben rund 1000 Zuhörern bezeichnete Merkel - vom OB als „helfender Engel" eingeführt - die vergangenen Jahre als „Beweis dafür, dass Herbert Wagner es kann". Pieper hingegen sagte vor rund 100 Zuhörern, sie traue Roßberg „unheimlich viel" zu.

Parteizentralen und Wahlkampfbüros hatten zuvor weiter die Ergebnisse des jüngsten DNN-Barometers beschäftigt. Fazit: Die einen wollen sich nicht entmutigen lassen, die anderen nicht übermütig werden. „Schlechtere Ergebnisse motivieren mehr. Es sollte sich keiner darauf ausruhen", meinte CDU-Wahlkampfchef Walter Hannot zum Abschneiden von Wagner, der mit 38 Prozent acht Punkte vor Roßberg lag. Wagner selbst sagte laut Hannot: „Die Umfrage wird durch die Wahl am 10. entschieden." CDU-Sprecher Andreas Lämmel kündigte einen Kampf um jede Stimme an und verwies auf jene 28 Prozent, die noch unentschieden sind.

Auf diese Stimmen hoffte gestern auch das Lager des Herausforderers. Roßberg sagte den DNN, es bestehe kein Grund, an seiner Siegeszuversicht zu zweifeln. PDS-Stadtchef Michael Schrader ging trotz des Wagner-Vorsprungs von einem knappen Wahlergebnis aus. Er setzt darauf, dass sich über den Plakatslogan „Die Abwahl geht vor" noch mehr PDS-Anhänger mobilisieren lassen als jene 59 Prozent, die der DNN-Umfrage zufolge Roßberg wählen wollen.

SPD-Unterbezirkschefin Marlies Volkmer, die ihre Partei als Lokomotive im Roßberg-Bündnis bezeichnet hatte, hoffte darauf, dass der Auftritt der Parteigrößen Regine Hildebrandt und Franz Müntefering die SPD-Anhänger stärker als bisher zu Roßberg-Wählern macht. In der Wahlumfrage hatte noch nicht einmal jeder zweite SPD-Wähler angekündigt, für Roßberg zu stimmen. Jeder fünfte hingegen will Wagner wählen. Volkmer setzt auf einen starken Endspurt und die Wirkung von 150 000 Faltblättern sowie einer eigenen Zeitung der Bürgerinitiative „OB für Dresden", für die Roßberg kandidiert.

Prozentual den größten Rückhalt hat Roßberg derzeit bei den Grünen Wählern, wo über drei Viertel hinter ihm stehen. Die Sprecherin ihrer Stadtratsfraktion, Eva Jähnigen, hatte für seinen Umfragerückstand folgende Erklärung: „Viele Leute denken anscheinend, dass sich Roßberg bei Widersprüchen zwischen seinen Unterstützern nicht durchsetzen kann." Werner Becker, Wahlkampfchef der Bürgerinitiative, will die letzten Tage vor der Entscheidung dazu nutzen, den von fünf Parteien und einer Wählervereinigung unterstützten Roßberg als überparteilich darzustellen.
(Stefan Alberti)

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