Sächsische Zeitung, 11.06.2001
Dresden: Roßberg vor Wagner
Zweiter Wahlgang nötig/ Wie überall in Sachsen schwache Beteiligung an der Kommunalwahl
DRESDEN. Ein Großteil der Sachsen hat neue Landräte, Oberbürgermeister und Bürgermeister gewählt. In der Tendenz zeichnen sich dabei Verluste für die CDU ab. Bei der Kommunalwahl in Sachsen sind noch nicht überall die Würfel gefallen. In Dresden und in weiteren Städten und Gemeinden ist ein zweiter Wahlgang in zwei Wochen nötig. Insgesamt gab es eine niedrigere Wahlbeteiligung als 1997. In Dresden betrug sie 48,17 Prozent.
Das Wahlergebnis in der Landeshauptstadt kommt einer kleinen Sensation gleich. Der von SPD, PDS, den Grünen und einer Bürgerinitiative unterstützte FDP-Mann Ingolf Roßberg errang 47 Prozent der Stimmen und erzielte damit einen Vorsprung von vier Prozent auf Amtsinhaber Herbert Wagner (CDU/42,8 Prozent). Die unabhängige Kandidatin Friederike Beter kam auf knapp neun Prozent, der BüSo-Kandidat Ronald Galle landete abgeschlagen bei 1,5 Prozent.
Roßberg gab sich schon siegessicher für die zweite Wahl am 24. Juni. „Gehen sie zur Wahl damit aus der eindeutigen Entscheidung ein klarer Wahlsieg wird", sagte er.
„Auch Wagner hofft noch auf eine Chance. „Heute sollte der Tag der Entscheidung sein, er ist es nicht gewesen", sagte er. Er vermutet, dass Unionswähler wegen der positiven Wahlumfragen in den vergangenen Wochen zu Hause geblieben sind. „Wir werden bei der Neuwahl das eigene Lager mobilisieren."
Das deutliche Wahlergebnis für Roßberg sorgte bei Wagner und seinen Anhängern für betroffene Gesichter. FDP-Ratsfraktionschef Jan Mücke, der gegen Roßbergs Bewerbung war, sieht ein Großteil der Schuld in der Niederlage bei Ministerpräsident Kurt Biedenkopf, (CDU). „Seine Dauerskandale haben Wagner sehr geschadet."
Siegesstimmung und großer Jubel dagegen bei den Anhängern Roßbergs. Offen blieb die Frage, ob Wolfgang Berghofer doch bei der zweiten Wahl antreten wird. „Ich fordere ihn auf, nicht zu kandidieren", sagt der PDS-Landtagsabgeordnete Ronald Weckesser. „Er hat gesagt, mit Unterstützung der PDS kann man nicht gewinnen. Roßberg zeigte, es geht."
Auch in Meißen, Radebeul, Freital und Pirna wird erst am 24. Juni entschieden. In Meißen führt Uwe Wildenauer (CDU) mit 34,0 Prozent vor Amtsinhaber Thomas Pohlack (30,4/Eigenbewerber), in Radebeul liegt Bert Wendsche (Eigenbewerber) mit 39,1 Prozent vor Amtsinhaber Volkmar Kunze (36,6/FDP). In Pirna führt Markus Ulbig (CDU) mit 45,6 Prozent vor Peter Hanke (22,9/Freie Wähler). In Freital liegt Klaus Mättig (CDU) mit 47,2 Prozent vor Stephan Loge (SPD) mit 33,5 Prozent.
In Coswig siegt Amtsinhaber Michael Reichenbach (CDU) mit 72,3 Prozent. Heidenau bestätigt Bürgermeister Michael Jacobs (CDU) mit 54,3 Prozent.
Im Weißeritzkreis bleibt Bernd Greif (CDU) mit 64 Prozent Landrat, im Landkreis Sächsische Schweiz gewinnt Amtsinhaber Michael Geisler (CDU) mit 54,9.
(SZ)