Karl Nolle, MdL

Sächsische Zeitung, 13.06.2001

Virtuelle Wirklichkeit

Kommentar von Markus Lesch
 
DRESDEN. Vom hohen Berliner Olymp herab kommt er gestiegen, der virtuelle Dresdner OB-Kandidat Wolfgang Berghofer. Fast ein Jahr lang spukte er als potenzieller Bewerber im Dresdner Wahlkampf herum, in den Köpfen der Politiker, der Journalisten und im Internet. Am heftigsten bekniete ihn die PDS. Doch der so lange Umworbene wandte sich schnöde ab und sagte nein zu einer Kandidatur in Dresden.

Jetzt ist er da. „Berghofer ante portas", schrieb eine Zeitung. Doch nun steht er nicht mehr nur vor der Tür, sondern drin. Was kann einen so nüchternen Rechner wie Berghofer zu diesem Schritt bewogen haben? Die PDS will ihn nicht mehr haben, sie unterstützt inzwischen gemeinsam mit allen anderen Oppositionsparteien Ingolf Roßberg (FDP) und wittert prompt Verrat an ihrem Bewerber. Doch kann Berghofer dem wirklich Stimmen von PDS-Sympathisanten wegnehmen, wenn sich die PDS so deutlich von ihm distanziert?

Berghofer muss genau gewusst haben, was ihm von seiner alten Partei und deren Verbündeten blüht, wenn er kandidiert. Der Verdacht, er wolle im Lager Roßbergs Stimmen räubern, um dem CDU-Kandidaten Wagner zum Sieg zu verhelfen, drängt sich auf. Trotzdem will er es wissen. Es kann schon sein, dass er glaubt, bei der Neuwahl an 24. Juni der lachende Dritte zu sein. An mangelndem Selbstbewusstsein litt er noch nie.
(Markus Lesch)

Karl Nolle im Webseitentest
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