Karl Nolle, MdL

Dresdner Morgenpost, 15.06.2001

Todesstoß für eine Freundschaft

Generalabrechnung wurde zur ultimativen Wahlschlacht
 
DRESDEN. Der Kampf um die Macht: Mitten im Wahlkampf lieferte der Rechenschaftsbericht von OB Herbert Wagner das Material für einen heftigen Streit zwischen den Parteien. Beschimpfungen, Zoff, Beschuldigungen - daran zerbrechen sogar Freundschaften...

„Niemand in der Welt kann bestreiten, selbst die PDS, dass die Stadt in den letzten elf Jahren in ungeahnter Weise vorangekommen ist", begann Wagner kämpferisch. „Keiner der Erfolge ist uns in den Schoß gefallen. Jede Ansiedlung - VW, Siemens oder AMD - ist gegen den Willen des politischen Gegners durchgesetzt worden. Sie von der PDS und den Grünen standen immer auf der Gegenseite."

Wagner lobte, dass unter seiner Führung über 100 Milliarden Mark in Dresden investiert wurden. „Dresden glich in den neunziger Jahren einer einzigen Baustelle. Ganze Stadtviertel sind nicht mehr wieder zu erkennen." Stehende Ovationen gab's dafür von der CDU. Auch wenn CDU-Chef Michael Grätsch erst einige Kollegen gestenreich dazu auffordern musste.

Die PDS reagierte bissig: „Da war nicht die Spur von Selbstkritik, sondern nur Selbstlob", schimpfte PDS-Chef Ronald Weckesser. „Sie erzählen in allen Reden denselben Schwachsinn."
Es gehe der CDU nicht mehr um Dresden, sondern nur um den Machterhalt.

Auch die SPD fuhr große Geschütze auf. „Herr Wagner, Sie haben Chancen, als politischer Spatenstecher ins Guinness-Buch der Rekorde zu kommen", wetterte SPD-Chef Andreas Herrmann. Grätsch dagegen: „Wir brauchen keine neuen Besen, die kehren, sondern Sachpolitik. Die Stadt erlebt einen Aufschwung." Und mit dem Finger auf Wagner zeigend: „Das kommt daher, dass dort oben dieser Mann sitzt."

Der Grüne Peter Zacher schimpfte in Richtung CDU: „Sie befinden sich mit der PDS in einem Wettstreit, wer die tatsächliche Nachfolge der SED antritt." Dann wurde es persönlich. Zacher zu seinem alten Freund Wagner: „Ihr Verrat an einst gemeinsamen Zielen versetzt auch allen Freundschaften Keulenschläge und vielleicht so gar den Todesstoß." Trauriges Ende einer heftigen Debatte ...
(Kai Schulz)

Karl Nolle im Webseitentest
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