Karl Nolle, MdL

DNN, 16.06.2001

Berghofer: Personen entscheidend

EX-OB sagt zu eingenen Programmaussagen "blablabla"
 
DRESDEN. Für Wolfgang Berghofer, den letzten OB mit SED-Parteibuch, ist ein Programm für die Entscheidung am 24. Juni nachrangig. „Entscheidend sind die Personen - wer traut wem am meisten zu, Probleme zu lösen?“, sagte er gestern bei seiner ersten Pressekonferenz nach Zulassung seiner Kandidatur. Zweifel an der Ernsthaftigkeit seiner Bewerbung wies er zurück: „Alles unterhalb des Sieges macht mich zum Wahlkampfhelfer der CDU." Er wolle und werde parteienunabhängig bleiben.

Weiterhin mochte er nicht Namen jener angeblich vieler Dresdner nennen, die ihn zur Kandidatur aufgefordert haben sollen. Bei der Organisation der Unterschriftenaktion für ihn am Mittwoch habe ihn Axel Viehweger unterstützt, der letzte DDR-Bauminister. Erst auf Nachfrage ging Berghofer auf seine kommunalpolitischen Vorstellungen ein, die er bislang nur im Internet und in seinen jüngst veröffentlichten Dresdner Erinnerungen beschreibt. Demzufolge müsse der Schuldenberg der Stadt abgebaut werden - wie das passieren soll, mochte er „jetzt im einzelnen" nicht sagen. Die Stadtverwaltung hält er für zu teuer und uneffektiv, die Stadt für nicht sauber genug, viele kleinen Dinge für ungelöst, und statt der Waldschlößchenbrücke will er drei andere Brücken bauen lassen. Entscheidender Punkt bei allem sei, die Wirtschaftskraft der Stadt zu stärken. Städtische Aufträge etwa sollten stärker an hiesige Unternehmen gehen.

Nach ein paar Minuten machte er derart lokalen Ausführungen abrupt ein Ende: „Aber alles Blablabla, Programme schreiben kann heute jeder." Da reicht seiner Ansicht nach ein Blick in Materialien des Städtetags. Er setzt auf seine Bekanntheit - im März konnten bei einer DNN-Umfrage drei von vier Befragten etwas mit seinem Namen anfangen - und eine „relativ“ bescheidenen „Plakataktion", die Mittwoch beginnen soll. Zudem will er sich per Brief an jeden Haushalt wenden.

Für die Entscheidung am 24. Juni erwartet er eine Wahlbeteiligung von 65 Prozent, ein Drittel mehr als vergangenen Sonntag. Roßberg und Wagner will er in ihren Lagern etwa jede dritte Stimme abnehmen. Entscheidend werde es sein, die Nichtwähler zu mobilisieren. Als Wahlkampfetat gab er inklusive seiner Plakataktion im Mai 250 000 Mark an, die er selbst
bezahle.
(Stefan Alberti)

Karl Nolle im Webseitentest
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