Karl Nolle, MdL

DNN, 26.06.2001

Abgeräumt im zweiten Anlauf

Ingolf Roßberg (FDP) klarer Wahlsieger
 
DRESDEN. Im zweiten Anlauf hat Ingolf Roßberg (FDP) es geschafft, was ihm im ersten noch verwehrt blieb. Am Sonntag haben die Dresdner ihm die Tore des Rathauses endgültig geöffnet. Wieder verfehlte Roßberg mit 47 Prozent nur knapp die absolute Mehrheit, die er im zweiten Wahlgang gar nicht mehr brauchte. 88 280 Dresdner machten ihr Kreuzchen hinter seinem Namen - rund 2000 mehr als bei seinem Etappensieg vor zwei Wochen.

In 46 von 60 Stadtteilen ging Roßberg klar als Sieger des OB-Duells hervor - und hatte damit in vier Stadtteilen mehr als noch vor zwei Wochen die Nase vorn. Diesmal übersprang der 40-jährige OB-Herausforderer sogar in 14 Stadtteilen die 50-Prozent-Hürde. Einer kam noch hinzu: die Wilsdruffer Vorstadt/ Seevorstadt-West. Alle Roßberg-Hochburgen blieben Roßberg-Hochburgen. Der OB-Herausforderer konnte sie sogar noch ausbauen. Markantestes Beispiel: die Äußere Neustadt. Hier legte Roßberg neun Prozentpunkte drauf und fuhr mit 73 Prozent sein mit Abstand bestes Stadtteil-Ergebnis ein. Dort profitierte er ganz offensichtlich auch von dem Kandidatur-Verzicht von Friederike Beier. Sie hatte dort im ersten Wahlgang ihr Spitzenergebnis von rund 13 Prozent erzielt. Keine Chance dagegen für Wagner: Er schnitt mit 19 Prozent so schlecht ab wie sonst nirgendwo.

Von dem Beier-Bonus profitierte Roßberg vermutlich auch in der Inneren Neustadt (plus 2,62 Prozent auf 57,5 Prozent) und in der Radeberger Vorstadt (plus 2,8 Prozent auf fast 60 Prozent). Auch die Innere Altstadt hielt dem Kandidaten der Bürgerinitiative "OB für Dresden" die Treue: 48,5 Prozent zogen den jung-dynamischen FDP-Mann dem Amtsinhaber vor. Wagner dagegen büßte hier noch einmal Stimmen ein und rutschte um 3,6 Prozent auf einen seiner schlechtesten Werte, 31 Prozent.

Was aber wurde aus den Mobilisierungsversuchen der CDU? Sie scheinen kläglich gescheitert zu sein. Offenbar hatten viele CDU-Anhänger nach dem überraschenden Debakel für ihre Partei am 10. Juni ihren Kandidaten schon abgeschrieben. Selbst in seinen Hochburgen in den eingemeindeten Gebieten legte Wagner gegenüber dem ersten Wahlgang kaum noch zu. In Langebrück/Schönborn, in Weißig und in Gompitz/Altfranken verlor Wagner sogar noch weitere Stimmen. Auch in der CDU-Hochburg Weixdorf konnte Wagner sein altes Ergebnis nur leicht verbessern. Die Wahlbeteiligung pendelte mit nur geringen Veränderungsraten um den Wert des ersten Wahlgangs.

In manchen Stadtteilen scheinen die hektisch gezündeten Stimmungsraketen der CDU sogar nach hinten losgegangen zu sein. Auffälligstes Beispiel ist Schönfeld-Schullwitz, wo kurz vor den Wahlen ein Schulstreit entbrannte. Hier verlor Wagner mehr als fünf Prozentpunkte, Roßberg mit nur marginalen Verlusten. Doch gerade hier erreichte Ex-OB Wolfgang Berghofer mit 15,32 Prozent sein zweitbestes Ergebnis. Ähnliches Bild in Reick: 15,9 Prozent für Berghofer, fast sieben Prozent minus für Wagner. Wer hat da wem wohl ein paar Stimmen abgeknöpft?
(Annette Binninger)

Karl Nolle im Webseitentest
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