Karl Nolle, MdL

Sächsische Zeitung, 12.05.2001

Enttäuscht und erleichtert

Wolfgang Berghofer sagt Nein. Was sagen Dresdner?
 
DRESDEN. Dresdens ehemaliger Bürgermeister Wolfgang Berghofer hat am Freitagmittag endgültig gesagt, dass er in seiner einstigen Heimatstadt nicht in den OB-Wahlkampf ziehen wird.

Wochenlang beschäftigte das Thema die Öffentlichkeit, auch weil Berghofer Plakate mit dem Satz „Dresden ist eine Weltanschauung" aufhängen ließ. Reaktionen der Dresdner:

Fiete Junge, Brettl-Chef: Diese entsetzliche Ratlosigkeit im OB-Zirkus bekümmert mich unheimlich. Ich halte es mit Brecht, der da sagte: „Lege den Finger auf jeden Posten, prüfe die Rechnung, du musst sie bezahlen." Ich sehe keine Personen mit abrechenbaren Programmen.

Klaus Martin, Gastwirt: Ich hätte es begrüßt, wenn er angetreten wäre. Mit Berghofer hätte ich mir mehr Wirtschaftskompetenz und strafferes Handeln erhofft. Aber vielleicht berücksichtigt das ja auch der künftige OB.

Michael Grötsch, CDU-Fraktionschef im Stadtrat: Erst schreibt ihn die Presse hoch, jetzt tritt Berghofer sie mit Füßen. Die PDS, die bis zuletzt auf ihn gewartet hat, ist jetzt der Lächerlichkeit preis gegeben.

Anke Haugk, Studentin: Jetzt kneift er auf einmal! Wen gibt es denn nun noch, den man wählen könnte? Roßberg jedenfalls nicht.

Karin Gruner, Immobilienmaklerin: Gott sei Dank! Ich finde es nämlich überhaupt nicht gut, dass in Dresden ständig in alten Sümpfen rumgestochert wird. Ich denke, die Wahl Berghofers hätte Investoren eher abgehalten, hierher zu kommen.

Kabarett-Trio „ANTRAK auf STUMPHsinn": Jeder macht sein Kabarett. Aber wir haben ein Programm!

Andreas Jahnel, Grünen-Sprecher: Wir sind in unserem bisherigen Kurs bestätigt worden, alle Kräfte, die in dieser Stadt Veränderungen wollen, auf die Unterstützung von Ingolf Roßberg zu vereinen.

Jens Boden, Management-Trainer: Ich bedaure Berghofers Absage. Trotz der Skepsis einiger Wirtschaftsgrößen hätte ich mir von ihm Impulse zur Veränderung der Stadtverwaltung in ein modernes Dienstleistungsunternehmen versprochen. Dresden hätte einen weltmännischen Repräsentanten bekommen. Einen, der sich Visionen leistet.

Michael Schrader, PDS-Stadtvorsitzender: Berghofers Begründung für seinen Rückzug ist kindisch. Sie wird all diejenigen, die auf seine Kandidatur gehofft haben, die Entscheidung für Roßberg erleichtern. Ich werde dem Stadtvorstand auf einer Sondersitzung am 21. Mai vorschlagen, Ingolf Roßberg mit allen Mittel zu unterstützen.

Umfrage: Grit Moch, Peter Redlich

Karl Nolle im Webseitentest
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