Karl Nolle, MdL

Sächsische Zeitung, 24.11.2000

PDS-Umfrage: Berghofer vorn

Berliner Soziologe sieht Chancen für eine Abwahl Herbert Wagners
 
DRESDEN. Die PDS hat eine Umfrage zur OB-Wahl in Auftrag gegeben. Ergebnis: Die Mehrheit will einen neuen OB. Doch der Amtsinhaber ist nur von einem gemeinsamen parteilosen Oppositionskandidaten zu kippen. Beste Chancen hätte Berghofer

Angesichts der peinlichen Querelen um die OB-Kandidaten der Opposition versucht die PDS jetzt wieder Optimismus zu streuen. Die Linkspartei hat bei der Berliner Forschungsgesellschaft Sozial Data eine Umfrage in Auftrag gegeben, bei der CDU-Amtsinhaber Herbert Wagner ziemlich alt aussieht. „Nach völlig neutralen Kriterien“, versichert Data-Chef Dietmar Wittich. Nur dass auch er ein PDS-Buch in der Tasche trägt.
Wittich hat in September an 2000 zufällig gewählte Dresdner Fragebögen verschickt. 572 kamen zurück. „Die Intelligenz ist etwas überrepräsentiert“, sagt der Soziologe. Ansonsten entspreche die ausgewertete Post dem Bevölkerungsschnitt.

Schrader: Unabhängiger Kandidat muss her
Nur reichlich ein Viertel der Befragten war der Meinung, dass Wagner OB von Dresden bleiben sollte. Eine Mehrheit von knapp 60 Prozent will „auf jeden Fall“ oder „wenn möglich“ einen anderen Kandidaten sehen. „Das zeigt, dass unsere Chancen so gut sind wie nie“, sagt PDS-Chef Michael Schrader.
Auf die Frage, wer denn besser als Wagner geeignet sei, hat Wittich acht Namen von Hans-Jürgen Behr (CDU) bis Ronald Weckesser (PDS) zur Auswahl gestellt. Eindeutiges Ergebnis: Die Parteikandidaten schnitten durch die Bank weg relativ schlecht ab. Für Behr entschieden sich 11,6, für SPD-Kandidat Karl Nolle 10,9 und für PDS-Favoritin Christine Ostrowski 15,7 Prozent. Die beiden Parteilosen dagegen punkteten wesentlich mehr. Der letzte SED-Oberbürgermeister Wolfgang Berghofer kam auf 44,4 und damit auf das beste Ergebnis, der inzwischen aus dem Rennen geschiedene Jörg Stüdemann auf 27,1 Prozent. „Nur unter den Stammwählern von Grünen und SPD ist Berghofer nicht so beliebt“, sagt Wittich. Fast die Hälfte der Befragten trau ihm zu, dass er mehr als Wagner für Infrastruktur, Soziales, Wirtschaft und Ordnung tue.
Auch wenn Ostrowski Unmut zeigt, dass Berghofer Dresden nach wie vor zappeln lasse, will die PDS den Ex-OB nicht offiziell rufen. „Schlussfolgerung ist für uns vielmehr, dass die Opposition unbedingt einen gemeinsamen unabhängigen Kandidaten braucht“, sagt sie. Bei der letzten Kommunalwahl sei die CDU auf 42 Prozent, PDS, SPD und Bündnisgrüne zusammen auf 43,2 Prozent gekommen. Insofern sei nichts unmöglich, und jede Stimme zähle. Laut Umfrage würden 60 Prozent der Dresdner auf jeden Fall zur OB-Wahl gehen. „Wenn Berghofer käme“, schätzt Wittich, „wird ein Teil der Nichtwähler mobilisiert“.

Noch keine neuen Verhandlungen
Die ÜDS wirft jetzt der SPD vor, mit ihrem Beharren auf Karl Nolle eine Abwahl Wagners zu verhindern. Neue Verhandlungen mit der SPD habe es auf offizieller Ebene nicht gegeben. PDS-Chef Schrader: „Auf unser Angebot, Nolle zurückzuziehen und im zweiten Wahlgang den besten Linken zu unterstützen ist keine Antwort gekommen.“
(Katrin Saft)

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