Dresdner Morgenpost, 11.12.2000
Gelbe Karte für SPD-Nolle
Trotz gelber Karte von der SPD: Nolle gibt nicht auf
DRESDEN.SPD-Politiker
Karl Nolle ist noch einmal mit einem blauen Auge davongekommen. Für seine unsachliche Kritik an Sachsens Ministerpräsident Kurt Biedenkopf (CDU) erhielt er von der Landesspitze der Partei die gelbe Karte. Nolle kündigte an, dass er trotzdem an seiner geplanten Kandidatur für die OB-Wahl festhält.
Die Oberbürgermeister-Kandidatur von Karl Nolle für die SPD hängt weiter in der Schwebe. Sowohl Landtagsfraktion als auch das Präsidium der Landespartei zeigten dem Abgeordneten deutlich die gelbe Karte. Trotzdem will er weitermachen.
Die Kritik richtete sich vor allem gegen Nolles Vorhaltungen gegen Ministerpräsident Kurt Biedenkopf (CDU), in einer nationalsozialistischen Familientradition zu stehen.
In der Fraktion wurde Nolle regelrecht der Kopf gewaschen, Die gesamte Fraktionsführung, aber auch die übrigen Abgeordneten attackierten ihn: Er solle gefälligst vorsichtig sein und derart unüberlegte Äußerungen künftig lassen, erfuhr die Morgenpost am Wochenende.
Das SPD-Präsidium schloss sich der Kritik an, die Fraktions-Chef Thomas Jurk und Parteichefin Constanze Krehl vortrugen, berichtete gestern Sprecherin Katja Mäder. Eine Entscheidung über die Kandidatur sei aber der Mitgliederversammlung der Dresdner SPD am 6. Januar vorbehalten.
Nolle selber zeigte sich gestern entschlossen, für das Amt des Oberbürgermeisters zu kandidieren, und zwar nicht nur als Partei-, sonder als „Bürgerkandidat“. Er habe polarisiert, sei aber vielleicht zu emotional gewesen, sagte er der Morgenpost. Er führe das darauf zurück, dass seine Eltern und Großeltern aktiv im Widerstand gegen den Nationalsozialismus gewesen seien und er dabei auch Verwandte verloren habe.
(öse)