Karl Nolle, MdL

Junge Welt, Leserbriefe, 16.12.2000

Gegen-Klarstellung zum Leserbrief von Michael Schrader

Neuestes altes Denken - Artikel vom 13.12.2000 "Alternative: Dick oder Doof"
 
Zum Begehr des Dresdner PDS-Stadtvorsitzenden Michael Schrader, seinen Leserbrief zum Artikel „Alternative: Dick oder Doof“ (jW 13.12.2000) abzudrucken

BERLIN/DRESDEN. Auf Anfragen des jW-Innenressorts zur Echtheit des eingegangenen Leserbriefs, ob sich hier nicht jemand einen Scherz mit der Dresdner PDS erlaube, sei angemerkt: Herrn Michael Schrader gibt es wirklich, und er ist tatsächlich Stadtvorsitzender der Partei. Es ist keine Verunglimpfung, die sind so. Etwa, wenn er nicht einen Politikinhalt nennt, sondern alles („Diesem Ziel ordnen wir alles unter. Und ich meine tatsächlich: alles“) einer Abwahl des jetzigen OB unterordnet. Was solch eine reaktionäre Nicht-Politik hervorbringt, zeigt die inhalts- wie geistlose Unterstützung der Kohl-Ablösung vor zwei Jahren.
Zur Sache selbst: Herr Schrader behauptet, meine Bemerkung, der PDS-Vorschlag, den damaligen Kulturbürgermeister Jörg Stüdemann zum gemeinsamen Kandidaten von Grünen, PDS und SPD für die OB-Wahl zu machen, haben der Betroffene und die anderen Parteien erst aus der Zeitung erfahren, sei eine Lüge.
Diese Behauptung Herrn Schraders ist zwar völlig falsch, aber nicht ganz unrichtig. Die drei Parteien hatten ob der jeweiligen eigenen Aussichtlosigkeit beschlossen, einen gemeinsamen Kandidaten, möglichst einen Parteilosen, aufzustellen. In Gesprächen, über die Vertraulichkeit vereinbart war – insofern ich bei meinen Recherchen über deren Inhalt informiert wurde, habe ich bewußt nicht darüber berichtet -, einigten sich die Verhandlungspartner relativ schnell auf die Person Stüdemann. Ebenfalls Vertraulichkeit vorausgesetzt, war mit Stüdemann gesprochen worden.
Wer sich nicht an das Stillschweige-Abkommen hielt, war die PDS. Sie ging, unabgesprochen mit Stüdemann und den anderen Parteien, mit dem Personalvorschlag an die Öffentlichkeit. Einer diesbezüglichen Meldung einer Tageszeitung wurde meines Wissens seiner Zeit nicht widersprochen.
Somit sind die PDS-ler ursächlich zuständig für die Kandidatur des SPD-Politikers Karl Nolle, eine Kandidatur, die sie heute beklagen. Herr Stüdemann hat sich inzwischen verbessert, er ist vor einiger Zeit aus Dresden weggegangen.
Wissentlich unwahr spricht Herr Schrader über eine „Nominierung Nolles“. Dieser aber ist lediglich vornominiert. Die entgültige Entscheidung, inzwischen hat sich auch ein innerparteilicher Gegenkandidat gemeldet, findet am 6. Januar 2001 statt. Das wurde in meinem Artikel erwähnt und sollte einem Kommunalpolitiker ebenso bekannt sein, paßt wohl aber nicht in das von Herrn Schrader gezeichnete Bild.
Der Widerspruch des Stadtvorsitzenden gegen meinen Hinweis, daß die PDS Wolfgang Berghofer auf den Schild gehoben habe, wird durch die seit Wochen vor Ort erlebbare Situation widerlegt. Präzise, da ist Herrn Schrader zuzustimmen, so er es denn gemeint hat, hätte es allerdings heißen müssen, daß nicht die PDS, sondern deren Führungspersonal Herrn Berghofer seit längerem immer wieder ins Gespräch bringt. Insbesondere Herrn Schraders Vorgängerin im Amt.
Und selbst wenn alle meine Ausführungen denn falsch wären, bleibt festzuhalten, daß Herr Schrader der Einschätzung nicht widerspricht, daß das „bodenständige Führungspersonal der Dresdner PDS“ eine „politische Kompatibilität“ zu Herrn Berghofer hat, was mit einem eindeutigen Zitat des Letztgenannten zum „Schwarzbuch des Kommunismus“ illustriert wird.
Zusammenfassend ist zu sagen, es gibt nichts in meinem Artikel, der durchaus ein parteiischer ist, was zurückzunehmen wäre. Eine Kritik von links an Herrn Nolle, leider durch die Redaktion gekürzt, ist eingeflossen. Die Sichtweise Herrn Schraders, die eine parteiliche ist, und seine Drohungen mit juristischen Schritten gegen die junge Welt bei Nichtabdruck, dürften jedenfalls keine Ressentiments gegen die unter anderem von ihm vertretene Politik wecken. Diese Politik bleibt sich treu.
(Anselm Kröger, Autor des jW-Beitrages „Alternative: Dick oder Doof“)

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