Sächsische Zeitung, 16.12.2000
Initiative sucht OB-Kandidaten
Besorgte Dresdner rufen Bürger auf, aussichtsreiche Alternative zu Wagner zu finden
DRESDEN. Das peinliche Suchen nach einem aussichtsreichen Kandidaten gegen CDU-Amtsinhaber Herbert Wagner soll jetzt ein Ende haben. Weil die Oppositionsparteien ratlos und uneins sind, fordert eine Bürgerinitiative die Dresdner auf, selbst einen Kandidaten für die OB-Wahl im Juni 2001 vorzuschlagen. Die unabhängige Initiative, die sich "OB für Dresden" nennt, will dafür die Plattform bieten. "Wir haben uns in der Sorge um unsere Stadt gegründet", sagt Schriftsteller Thomas Rosenlöcher, der mit sieben weiteren Künstlern und Intelektuellen zu den Initiatoren gehört. "Ein Wechsel an der Spitze des Rathauses erscheint uns dringender denn je. Herbert Wagner steht für eine gestaltungsarme Politik des Stillstands. Die Mehrheiten im Stadtrat sind zementiert. Die dortige Politik hat nur ansatzweise mit Demokratie zu tun." Die bislang von den Parteien ins Spiel gebrachten Kandidaten hält die Initiative für ungeeignet bzw. aussichtslos. "SPD-Favorit
Karl Nolle hat sich in Dresden noch nicht verdient gemacht, ist selbst in der eigenen Partei umstritten", sagt die freie Fotografin Christine Starke. "Wolfgang Berghofer steht für die Vergangenheit." Da offenbar viele so denken würden, wolle man von unten heraus eine Bewegung ins Leben rufen, die eine Alternative zu Wagner finde. Die Initiative hofft jetzt auf viele Bürger-Vorschläge. "Wer will, kann sich zu unserem nächsten Treffen am Dienstag, 20 Uhr in der Buchhandlung im Kunsthof auf der Görlitzer Straße 23 einfinden", sagt Schriftsteller Rosenlöcher. Möglichst schon bis zur Nominierung des SPD-Kandidaten am 6. Januar möchte man mit konkreten Namen aufwarten. Rosenlöcher: "Damit das Ganze Erfolg hat, sind wir auch an der Zusammenarbeit mit den Oppositionsparteien interessiert." Wie die Initiative versichert, habe sie auch schon eigene Vorschläge diskutiert, wolle damit aber der demokratischen Meinungsbildung nicht vorgreifen. Mitglied Starke: "Wir suchen einen Kandidaten mit Erfahrungen in der Politik und mit Zukunftskonzepten. Er soll aufgeschlossen für Kunst und Kultur sein, sich nicht nur um Machterhalt kümmern, sondern die Bürger bei Entscheidungen beteiligen." Kontakte über www.OB-fuer-dresden.de
(Von Katrin Saft)