Sächsische Zeitung, 21.10.2000
Sächsisch betrachtet - Kleine Stänkereien
DRESDEN. WENN Politiker Problemen auf den Grund gehen, ist das eigentlich eine feine Sache. Eher anrüchig sind jedoch die Methoden der PDS-Landtagsabgeordneten Heike Werner, Heiko Hilker und Falk Neubert. Im Streit um mehr Geld für die sächsischen Kitas forderten sie jetzt von der Staatsregierung reichlich Auskunft. Auch darüber, wie lange die Mitglieder des Biedenkopf-Kabinetts als Kleinkind "getopft" worden sind. Kein Sch..., stimmt wirklich! In einer offiziellen parlamentarischen Anfrage drängen die drei Oppositionellen sogar auf Einzelaufstellung - wer, wie oft, wie lange. Dass die Minister diese Fragerei wiederum mächtig anstinkt, dürfte klar sein.
GESTÄNKERT hat diese Woche aber auch der SPD-Abgeordnete
Karl Nolle, nämlich gegen Sachsens Polizisten. Nolle, der von seiner Partei kürzlich zum Dresdner OB-Kandidaten ausgerufen wurde und jetzt verbissen um jede Wählerstimme kämpft, nörgelte völlig überraschend an den Computerkenntnissen der Beamten herum. "Die beste Technik nützt nichts, wenn sie niemand anwenden kann", stempelte der 120-Kilo-Sozi die Mehrheit der Polizisten zu digitalen Vollidioten und forderte eine bessere Ausbildung. Für die Beamten machte sich sofort die CDU-Fraktion stark. Es gebe genug Experten, die die Geräte bedienen könnten, wies man Nolle per Pressemitteilung in die Schranken. Doch ganz so sicher scheinen sich auch die Christdemokraten nicht zu sein. Denn ihrer Erklärung, "jeder sächsische Polizeibeamte ist in der Lage, mit der ihm zur Verfügung gestellten EDV-Technik umzugehen", fügten sie vorsichtshalber noch einen Satz hinzu. "Wenn nicht, wird es durch eine umgehende Schulung sichergestellt." VOR Wut gequalmt hat jetzt auch Gesundheitsminister Hans Geisler. Während der letzten Landtagsdebatte - auf der Tagesordnung stand das Thema Drogen - forderte er die Abgeordneten auf, zwecks Vorbildwirkung künftig auf eine weit verbreitete Einstiegsdroge zu verzichten. Gemeint waren Zigaretten. Geisler drohend vom Rednerpult: "Die Abhängigen hier im Parlament bezüglich Nikotin, die sehe ich!" Doch der Minister hatte Pech. Viele der Gescholtenen bekamen seine Worte nicht mit. Sie standen draußen vor der Tür - eine rauchen.
(Gunnar Saft)