Karl Nolle, MdL

DNN, 11.01.2001

Stüdemann hält Tür zur OB-Wahl offen

Früherer Kulturbürgermeister mochte Kandidatur keine endgültige Absage erteilen
 
DRESDEN/DORTMUND. Die Sekretärinnen im neunten Stock des Dortmunder Verwaltungsgebäudes sollen schon Nerven zeigen. Jörg Stüdemann, jetzt dort und früher in Dresden parteiloser Kulturdezernent, müsste nur einen Satz sagen, und sie wären alle von nervenden Anrufen erlöst: "Nein und für alle Zeiten nein." Er hat ihn gestern nicht sagen wollen und damit eine Kandidatur bei der Oberbürgermeisterwahl am 10. Juni ausdrücklich nicht ausgeschlossen. Statt dessen bestätigte er, dass er seit Freitag erneute Gespräche dazu geführt hat.
Christiane Filius-Jehne von der Bürgerinitiative "OB für Dresden" fasste gestern bereits Hoffnung, als sie Stüdemann in einem MDR-Interview hörte. Als Botschaft sei bei ihr hängen geblieben: Man solle sich einigen, dann komme er. Jene, die sich vorrangig einigen müssten, standen am Abend mit Filius-Jehne beim Neujahrsempfang der Sozialdemokraten im Kreis zusammen: SPD-Unterbezirks-Chefin Marlies Volkmer und PDS-Chef Michael Schrader. Schrader mochte eine mögliche Bereitschaft Stüdemanns zur Kandidatur erst glauben, "wenn er es mir in die Augen sagt." Volkmer äußerte sich nach früheren zerplatzten Hoffnungen ähnlich, bestätigte aber erneute Versuche, Stüdemann wieder nach Dresden zu holen.
Noch am Abend saßen Sozialdemokraten und die Bürgerinitiative wie angekündigt zu Gesprächen über ein gemeinsames Vorgehen zusammen. Am Montag hatte die Initiative bereits mit der PDS gesprochen. Ein Treffen mit den Grünen sollte folgen.
Stüdemann sah sich gestern nicht unter moralischem Kandidatur-Druck als einziger chancenreicher Berghofer-Verhinderer. Die Verantwortung für eine mögliche politische Wiederauferstehung des letzten SED-OB schob er denen zu, die ihn unterstützen. Wenn Berghofer wieder OB werden sollte, "ist Dresden nicht mehr die Stadt des Barock, sondern der Renaissance", sagte Stüdemann gestern Abend den DNN - und ließ dabei den ansonsten positiv besetzten Renaissance-Begriff ganz anders klingen.
Berghofer mochte sich auch gestern nicht dazu äußern, wann er über eine mögliche Kandidatur entscheidet. "Rechtzeitig und eindeutig" werde er dies zur Kenntnis bringen, hatte er am Wochenende von sich hören lassen. Den PDS-Genossen in der Altstadt reicht das nicht aus. Berghofer solle sich endlich erklären, forderte gestern der Chef des dortigen Ortsverbands, Tilo Kießling. (Stefan Alberti)

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