Ostthüringer Zeitung, 15.01.2001
Spekulationen um Comeback Wolfgang Berghofers
Der 57-Jährige hat eine Chance, als Kandidat für die OB-Wahl
DRESDEN. Gibt es für Wolfgang Berghofer, den letzten SED-Oberbürgermeister von Dresden, ein politisches Comeback? Der 57- Jährige hat eine Chance, als Kandidat für die im Juni bevorstehende OB-Wahl in Sachsens Landeshauptstadt aufgestellt zu werden. Seit einiger Zeit reißen die Spekulationen um die Aussichten des Parteilosen nicht ab. Von Berghofer selbst kam bisher nur ein deutliches Jein, zuletzt vor knapp zwei Wochen nach langem Schweigen. Der Unternehmensberater aus Berlin wird seit einigen Tagen als Art Notnagel gehandelt, zumindest bei PDS und äußerst vorsichtig bei der SPD. Die oppositionellen Parteien in Dresden möchten einen gemeinsamen überparteilichen Kandidaten für die Wahl am 10. Juni aufstellen, um CDU-Oberbürgermeister Herbert Wagner abzulösen. In den eigenen Reihen fanden PDS, SPD und Grüne allerdings keinen geeigneten Herausforderer für Wagner, der seit 1990 in der rund 470000 Einwohner zählenden Landeshauptstadt im Amt ist. Die Gespräche zur gemeinsamen Kandidatensuche scheiterten Ende 2000. Die PDS, stärkste Fraktion im Stadtparlament, hatte sich schon früher für Berghofer ausgesprochen. In der Dresdner SPD haben die Genossen genau im Blick, dass die SED-Vergangenheit Berghofers vielen Wählern ein Dorn im Auge sein könnte. Dass SPD-Landeschefin Constanze Krehl den Ex-OB unter Umständen als Kandidat für denkbar hält, empfindet man in der Stadt-SPD als Einmischung. Wir haben selbst verschiedene Optionen, heißt es ablehnend. Die CDU indes kann sich relativ ruhig zurücklehnen und die Mühen der Oppositions-Kandidatenkür beobachten. Berghofer hätte ohnehin sollte er erfolgreich kandidieren keine Mehrheit im Stadtparlament und könnte kaum agieren. Einen nicht geringen Anteil an den holpernden Vorgängen hat die Dresdner SPD. Im Herbst hatte sie quasi im Alleingang den Landtagsabgeordneten
Karl Nolle als ihren Favoriten aufs Tapet gehoben. Doch der erwies sich als nicht mehrheitsfähig. Er warf nun kürzlich überraschend das Handtuch, um einer weiteren Kandidatensuche nicht im Wege zu stehen. Die PDS als stärkste Oppositionsfraktion bot umgehend an, ihre für das OB- Amt favorisierte Bundestagsabgeordnete Christine Ostrowski gleichfalls aus dem Rennen zu nehmen im Interesse einer neuen gemeinsamen Kandidatensuche, wie es hieß.
(von dpa-Korrespondentin Petra Strutz)