Karl Nolle, MdL

Berliner Zeitung, 05.01.2001

Berghofer tritt bei OB-Wahl in Dresden an

SPD und PDS suchen gemeinsamen Kandidaten
 
BERLIN, 4. Januar. Der ehemalige Dresdner SED-Bürgermeister Wolfgang Berghofer steht vor der Rückkehr in die Kommunalpolitik der sächsischen Landeshauptstadt. Führende Dresdner Kommunalpolitiker von SPD und PDS gehen inzwischen davon aus, dass Wolfgang Berghofer bei den Oberbürgermeisterwahlen am 10. Juni als parteiloser Bewerber kandidiert. "Der tritt an", heißt es.

Bislang nicht veröffentlichte Meinungsumfragen sollen Berghofer im Vergleich mit Amtsinhaber Herbert Wagner (CDU) deutlich vorn sehen. Demnach könnte Berghofer, wenn er von SPD und PDS unterstützt würde, bereits im ersten Wahlgang mit der absoluten Mehrheit rechnen. Die Sachsen-SPD schließt die Unterstützung Berghofers nicht mehr aus. Nach Ansicht von Landeschefin Constanze Krehl sei dies "durchaus vorstellbar". Wenn es nicht gelinge, einen anderen gemeinsamen Kandidaten zu finden, sagte Krehl der "Berliner Zeitung", dann müsse man sich "über die Unterstützung der Kandidatur Berghofers Gedanken machen". Wer ernsthaft daran interessiert sei, Wagner abzulösen, "der muss auch diese Möglichkeit sondieren". Den Weg frei gemacht für eine Unterstützung Berghofers durch die SPD hatte am Donnerstag der bisherige OB-Kandidat Karl Nolle. Nolle verzichtete auf seine Kandidatur, nachdem ihm klar geworden war, dass er bei der OB-Wahl selbst im zweiten Wahlgang nicht mit Unterstützung durch PDS und Grüne rechnen könnte.

Die Dresdner OB-Wahl hat auch für Krehl "mehr als lokale Bedeutung". Dass die SPD den Wahlgang ernst nimmt, zeigt auch die Tatsache, dass Generalsekretär Franz Müntefering am Mittwoch überraschend an der entscheidenden Sitzung des SPD-Stadtausschusses teilgenommen hatte. Er soll seinen Parteifreunden zugesichert haben, sie bei der Suche nach einem geeigneten Kandidaten zu unterstützen. Allerdings betonte SPD-Sprecher Michael Donnermeier, die Anwesenheit Münteferings sei zufällig geschehen und habe nichts mit der Personalie Berghofer zu tun.

Die PDS hält sich derzeit bedeckt. Die SPD sei am Zuge, so erklärt die designierte OB-Kandidatin und Bundestagsabgeordnete Christine Ostrowski. "Wir warten darauf, dass sich die SPD klug verhält." Würde die SPD sich allerdings zu einer Unterstützung Berghofers durchringen, würde wohl auch die PDS auf die Nominierung eines eigenen Kandidaten verzichten.
(von Christoph Seils)

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