Karl Nolle, MdL

Sächsische Zeitung, 13.01.2001

Bündnis des Schweigens

Über den desolaten Zustand der Dresdner Opposition
 
DRESDEN. Wer sich jetzt noch von der Opposition im Dresdner Rathaus als Kandidat für die Oberbürgermeisterwahl im Juni aufstellen lässt, müsste sich eigentlich einem Intelligenztest unterziehen. Was sich PDS, SPD und Grüne auf der Suche nach einem Gegner für Amtsinhaber Herbert Wagner (CDU) bisher geleistet haben, ist schon abenteuerlich. SPD-Mann Karl Nolle gab zwei Tage vor seiner Nominierung auf. Die Grünen haben keinen Vorschlag, und Wolfgang Berghofer, den die PDS ins Spiel brachte, äußert sich nicht. Der Gipfel aber war jetzt das Spiel um Dresdens Ex-Kulturbürgermeister Jörg Stüdemann (parteilos). 24 Stunden lang jubelte die Opposition über eine mögliche Kandidatur ihres Traumkandidaten, der vor vier Monaten als Kulturdezernent nach Dortmund gegangen war. Aber ein Radio-Interview, in dem er sich etwas unklar ausdrückte, ließ seine Dresdner Unterstützer Hoffnung schöpfen. Doch Stüdemann will in Dortmund bleiben. Das stand schon am 6. Januar in einer Zeitung. Am Freitag bekräftigte er seine Entscheidung. Ebenfalls am Freitag traf sich die Dresdner Opposition. Dem Vernehmen nach wollte man Stüdemann zum Kandidaten ausrufen. Man hatte aber nichts zu rufen. Dafür wurde Funkstille vereinbart, statt des Bündniskandidaten gibt es jetzt ein Bündnis des Schweigens. Nur - worüber schweigt man eigentlich? Offenbar über den desolaten Zustand der Opposition. In Dresden. Und damit, so darf man es angesichts dieses Trauerspiels sehen, wohl auch in Sachsen.
(von Markus Lesch, lesch.markus@dd-v.de)

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