Karl Nolle, MdL

Sächsische Zeitung, 17.02.2001

Bürgerinitiative stellt Ingolf Roßberg auf

Zustimmung von SPD und Grünen / FDP enttäuscht
 
DRESDEN. Nun ist es endgültig: Die Bürgerinitiative "OB für Dresden" setzt ihre Hoffnung auf den ehemaligen Dresdner Stadtentwicklungsdezernenten Ingolf Roßberg (39, FDP). Seit dem vergangenen Jahr arbeitet der als Beigeordneter für Stadtentwicklung, Bauen und Verkehr in Wuppertal. "Dresden braucht einen neuen Aufbruch. Ingolf Roßberg hat die Fähigkeiten dazu. Eine bessere Politik beginnt mit einer kompetenten Person", sagt Dietrich Herrmann von der Initiative. Am späten Montagabend sei die Entscheidung gefallen.
"Seit dem mein Name in der Öffentlichkeit gehandelt wurde, durchlebte ich ein Wechselbad der Gefühle. Jetzt ist es entschieden und ich werde bis zuletzt für den Wahlsieg kämpfen", sagt Roßberg. Ein komplettes Programm könne er noch nicht vorlegen. Schwerpunkte seien der wirtschaftliche Aufschwung, die Förderung von Kunst und Kultur, Integration, Toleranz und Offenheit sowie eine Haushaltskonsolidierung ohne Tabus. Roßberg sieht sich als Dresdner aus der Mitte der Bürgerschaft und nicht als Bewerber für oder gegen irgendwelche Gruppen oder Parteien. Da die Dresdner am 10. Juni eine Person als neuen OB wählen, rechnet sich Roßberg gute Chancen aus. Bei seiner Kandidatur 1994 konnte er nur knapp 13 Prozent der Wählerstimmen auf sich vereinen. "Aber das war schon das Dreifache, das die Partei erreicht hat", sagt er.
Die SPD begrüßt die Nominierung Roßbergs. "Für uns stehen die Interessen Dresdens vor denen der Partei", sagt René Vits vom Stadtausschuss. Auch Eva Jähnigen von den Bündnisgrünen unterstützt den Kandidaten. "Wir kennen und schätzen Ingolf Roßberg als Fachmann mit starker Dresden-Bindung. Er hat Erfahrungen, um auch über den Tellerrand von Dresden hinaus zu sehen", sagt sie.
Verhaltener reagiert Christine Ostrowski von der PDS: "Wir entscheiden ernsthaft und seriös auf unserem Parteitag im April, ob wir Ingolf Roßberg oder Wolfgang Berghofer unterstützen oder ob wir einen eigenen Kandidaten aufstellen." Ihr Hauptziel bleibe es, Herbert Wagner (CDU) abzulösen.

Eigene Partei per Fax informiert

Per Fax hatte Roßberg am Donnerstagabend seine Partei informiert und gebeten, ihn nach liberaler und demokratischer Tradition zu unterstützen. "Das ist doch ein Hohn. Zur liberalen Tradition gehört es, dass eine Partei den Kandidaten nominiert", sagt FDP-Fraktionschef Jan Mücke. Bei wichtigen Themen in der Vergangenheit, wie bei der Autobahn oder VW-Ansiedlung, habe sich Roßberg konträr zur Parteimeinung verhalten. "Ich kann ihn nicht unterstützen. Sein Verhalten ist außerdem der FDP in Wuppertal gegenüber äußerst unfair. Die hat erst extra für Roßberg das Dezernat neu geschaffen. Nun will er nach nicht einmal einem Jahr wieder seine Koffer packen." Zum Parteitag an diesem Sonnabend werden die FDP-Mitglieder heftig über das Thema diskutieren.
(SZ/kle)

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