Karl Nolle, MdL

DNN, 26.03.2001

Roßberg will sich nicht in die Karten gucken lassen

Offene Fragen und Starthilfe vom Ex-Kandidaten
 
DRESDEN. Dresdens Zukunft habe einen Namen. Das Faltblatt mit diesem Satz gibt es seit diesem Wochenende und der Name lautet Ingolf Roßberg, der gleich drei Mal nebeneinander aus Hochglanzpapier schaut. So ähnlich hat auch schon SPD-Mann Karl Nolle für sich geworben, der auch mal Oberbürgermeister von Dresden werden wollte. Zufall? „Ich hab´s gedruckt“, sagt Nolle. Für Geld? „Für die Ehre“, als Starthilfe für die Bürgerinitiative „OB für Dresden“, für die FDP-Mann Roßberg Amtsinhaber Herbert Wagner von der CDU herausfordert.
Das Faltblatt liegt vor, das von Roßberg angekündigte Programm nicht. Was er am Sonnabend vor Journalisten im Art´otel als neu vorstellte, ist schon spätestens seit eineinhalb Wochen zuvor bekannt: kompletter Kassensturz nach der Wahl, keine neuen Kredite, Schulden abbauen, mehr Bürgernähe, Wirtschaftspolitik zur Chefsache machen.
Doch wie ohne die jährliche Kreditspritze von um die 40 Millionen Mark auskommen, wie Schulden abbauen, ohne das 280-Millionen-Projekt der Waldschlösschenbrücke anzutasten, ohne die 2003 fällige Rückzahlung der Stadtanleihe in Frage zu stellen? Über höhere Einnahmen bei der Gewerbesteuer und geringere Ausgaben in der Stadtverwaltung, wo er „Rationalisierungsreserven“ sieht. Dort soll Wuppertal, seit September seine berufliche Heimat als Dezernent, -zig Millionen Mark eingespart haben. Wie er aber mehr Unternehmen nach Dresden holen will, wie viele Mitarbeiter im Rathaus gehen müssten, wie viel Geld das wirklich bringen könnte, blieb offen.
Er spricht davon, dass sämtliche Projekte der Stadt nach der Wahl auf den Prüfstand sollen. Sämtliche? Keine Regel ohne Ausnahme. Für die Waldschlößchenbrücke eben, für die es allein eine Obergrenze der auf rund 280 Millionen Mark gestiegenen Kosten geben soll.
Mehrere klare Aussagen gab es am Wochenende erst auf Nachfrage. Etwa dass für ihn ein großes Fragezeichen hinter dem Verkauf der Stadtentwässerung stehe, dem begehrtesten Tochterunternehmen der Stadt. Hingegen spreche nichts dafür, dass die Stadtreinigung weiter komplett der Stadt gehören muss. Tabu sind die Krankenhäuser. Am Wiener Platz – „das schwarze Loch am Hauptbahnhof“ – will Roßberg aus dem Vertrag mit der Deutschen Pfandbrief- und Hypothekenbank in Wiesbaden heraus und hält das auch für machbar und bezahlbar.
Seine Ideen sollen ins Internet kommen, offen für Kommentare und Anregungen. Er wolle nicht einen Fehler seiner OB-Kandidatur von 1994 wiederholen und sein Programm zu früh offen legen – denn dann könnten ja alle daraus abschreiben.
Einer der abschreiben könnte, wäre Wolfgang Berghofer, Phantom-Kandidat und letzter SED-Oberbürgermeister. Der soll Gerüchten zufolge in den nächsten Tagen von sich hören lassen. Glaubt man Roßbergs Parteifreund Jan Mücke, Chef der FDP/DSU-Fraktion im Stadtrat, dann hat sich Roßberg darauf festgelegt, er werde in einer Dreier-Konstellation mit Wagner und Berghofer nicht kandidieren. Roßberg will davon nicht wissen: Er habe sich entschieden und werde am 10. Juni für die Bürgerinitiative antreten. Wer ihn außer der SPD noch unterstützt, klärt sich im April, bei den Parteitagen der Grünen, der FDP und der PDS.
(Stefan Alberti)

Karl Nolle im Webseitentest
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