Karl Nolle, MdL

BILD-Zeitung, 10.04.2001

Wahlkampf im Jahresurlaub?

Roßberg - so will er Wagner stürzen
 
DRESDEN. Etwas weites Jackett mit kurzem Arm, fahlgrünes Hemd, ebenso blasse Krawatte. Mit häufig eingezogenem Kopf schreitet er frisch durchs Leben: Ingolf Roßberg (40, FDP)! Jetzt schickt sich dieser Mann an, Oberbürgermeister von Elbflorenz zu werden. Am Weinglas nippend, konnte man ihn schon in seinem Wahlkampfbüro auf der Maxstraße erleben. Stolz verkündete er sein Motto: „Ich werde der OB zum Anfassen!"

Und wirklich jeder der 470 000 Dresdner darf ihn anfassen, solle aber lieber keine konkreten Fragen stellen. Wer das versucht, dem schaut Roßberg beschwörend ins Gesicht - und kommt ins Schwimmen: „Mein Ziel sind 50 plus", sagt er nur. Klartext: Er will über die Hälfte der Dresdner für sich begeistern.

Dazu hat er einige durchaus populäre Brocken auf der Zunge: Verkehrsplan für Dresden, komplette Schulsanierung - allerdings erst in zehn Jahren! Um das wirklich zu erleben, muss man ihn also in sieben Jahren noch einmal wählen.

Und wo kommt das Geld her? „Geld ist knapp“, erklärt er weitschweifig. „Deshalb will ich als OB bei der EU Fördermittel locker machen oder auch bei der Verwaltung sparen.“ Wie geht das konkret? Roßberg: „Kann ich nach der Wahl verraten.“

Erst seit einigen Monaten ist er Dezernent für Stadtentwicklung und Bau in Wuppertal – und will dort schon wieder weg? Der Vater von drei Kindern (3, 10, 12): „Ich habe Heimweh!“ Schon ab Mai werden wir Wahlkämpfer Roßberg richtig erleben. „Ab Mai werden wir Wahlkämpfer Roßberg so richtig erleben. „Ab Mai nehme ich dafür all meinen Urlaub.“



Roßberg – so will er Wagner stürzen

Im Wahlkampf will er die „Dresden-Karte“ ausspielen. Hinter vorgehaltener hand munkelt man in seinem Wahlkampf-Team die Strategie gegen den Amtsinhaber: sympathischer Dresdner gegen blassen „Fischkopp“. Der bisherige Oberbürgermeister Herbert Wagner (52) kommt aus Neustrelitz in Mecklenburg, Ingolf Roßberg dagegen ist gebürtiger Dresdner. Inzwischen hat er wieder eine Wohnung in Dresden, will seinen Hauptwohnsitz an die Elbe verlegen.

Roßbergs Team besteht aus Akademikern (Wahlkampfchef ist ein Professor für Architektur), Journalisten, Mitgliedern der Bürgerinitiative „OB für Dresden“. „Roßberg ist zupackend, geht auf Menschen zu, zeigt Bürgernähe. Diese Qualitäten wollen wir darstellen“, so Dr. Dietrich Herrmann (38) vom Team.

Weitere Trumpfkarte in der Wahlstrategie sei Roßbergs Verwaltungserfahrung. Er studierte an der Hochschule für Verkehrswesen „Friedrich List“, war von 1990 bis 1994 Dezernent für Stadtentwicklung in Dresden. Pluspunkt: Als einer der wenigen warten er damals im Stadtrat vor dem finanziell ruinösen Projekt Wiener Platz.
(Wiebke Müller)

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