Sächsische Zeitung, 09.04.2001
Reißzwecke im Sessel des Oberbürgermeisters
Grüne werden Roßberg bei OB-Wahl unterstützen
DRESDEN. „Wir werden mit unseren Themen die Reißzwecke im Sessel des Oberbürgermeisters sein", warnte Grünen-Stadtvorstand Jens Hofsommer. Aber nach vier Stunden im Saal des Gewerkschaftshauses beschlossen Bündnis 90/Die Grünen auf ihrem Stadtparteitag am Sonnabend mit 34 von 36 Stimmen Ingolf Roßberg beim OB-Wahlkampf zu unterstützen.
Damit ist das FDP-Mitglied Roßberg praktisch Kandidat der Grüß neu. Die haben den. Konflikt, der sich für sie daraus ergibt, auch nicht geleugnet. „Wenn ich FDP höre, fallen mir Westerwelle ein und Mücke, und dann wird mir schlecht", sagte Grünen-Mitglied Johannes Lichde. „Roßberg gehört nicht dazu, aber er ist bekennendes FDP-Mitglied." Eva Jähnigen, Sprecherin der grünen Ratsfraktion, sprach von einem Wagnis und einer großen Herausforderung. „Ein OB hat sehr viel Macht und Einfluss. Das nehmen wir in Dresden nur nicht wahr, weil OB-Wagner so schwach ist." Es gebe aber eine Schnittmenge in den politischen Forderungen der Grünen und dem Programm Roßbergs. Jähnigen: „ Er hat die Chance, die Kräfte der Opposition zu bündeln. Und er führt, wo Wagner nur reagiert."
Der grüne Umweltbürgermeister Klaus Gaber, der neben Roßberg saß, sagte, er habe sich mit ihm in Kernaussagen `zum Verkehrskonzept getroffen. Er selbst sei nicht als Kandidat angetreten, weil in Dresden ein Grüner keine Chance habe.
Sehr deutlich warnte Gaber vor einer Kandidatur., Wolfgang Berghofers., „Er ist eine ganz reale Bedrohung, er ist die Realität, die sich ergibt, wenn die demokratische Kontrolle wegfällt."
Roßberg, der von 1990 bis 1994 Dezernent für Stadtentwicklung in Dresden war und zur Zeit als Dezernent in Wuppertal arbeitet, trat selbstbewusst und eloquent auf. „Mein Ziel ist, ich will Oberbürgermeister von Dresden werden", sagte Roßberg.
Roßberg betonte seine enge Bindung an die Stadt Dresden und erinnerte sich an den Abschied, als er nach Wuppertal ging. „Es war, als ob ein Baum entwurzelt wurde. Ein letzter Blick auf das Canaletto-Motiv, mir standen die Tränen in den Augen."
(SZ/les)