Manfred Bauer, Dresden, Pfarrer im Ruhestand, 11.07.2009
Meinungsstreit unter Pfarrern: Lieber Bruder Eggert ...
"Es ist nun mal so, dass die CDU eine treue Stütze des DDR-Systems gewesen ist."
Sehr geehrter Herr, lieber Bruder Eggert,
ich habe mich geärgert. Was Karl Nolle macht, mag unbequem sein. Für die CDU. Aber es ist nun mal so, dass eure Partei eine treue Stütze des DDR-Systems gewesen ist. Kohl hat sie übernommen, (fast) so wie sie war. Das darf nicht vergessen werden. Und dazu trägt Nolle bei. Dass er dabei nicht 100% sauber argumentiert, mag auch sein. Aber wer tut das schon in der politischen Auseinandersetzung. Eggert tut es auch nicht.
Nur zwei Punkte: "Ich habe mich für Verfolgte eingesetzt. Einen solchen Lebenslauf gab es in der SPD nicht sehr häufig." Vergessen, dass es in der DDR gar keine SPD gegeben hat? Dass sie 1990 ganz klein neu anfangen musste gegen die allgegenwärtigen Wohlstandsvergrößerungsversprechen der Kohl-Partei?
Gegen die Parole Freiheit statt Sozialismus? Gegen Rote Socken und PDSPDSPDS... Im Übrigen habe ich mich als Pfarrer in der DDR sehr wohl auch... aber was solls. Nun bin ich in der SPD gelandet, fühle mich wohl im Bemühen um mehr Solidarität und im Bestreben, die zu stärken, die jetzt unter die Räder zu kommen drohen. Der Jesus-gemäßen Option für die Schwachen fühle ich mich in der SPD jedenfalls näher als in der doch stark wirtschaftsverbundenen CDU.
Punkt zwei: Stasi- Methoden waren immer konspirativ. Öffentlich wurden sie erst 1990. Nolle führt die Auseinandersetzung ganz und gar offen und deshalb verletzbar. Jetzt hat jeder die Möglichkeit und das Recht, sich zu wehren. Vor Gericht. In der Presse. Sachlich oder auch unsachlich.
Schließlich noch eine Frage: Warum seid ihr CDU-Leute dem Wessi Nolle nicht längst zuvor gekommen mit der Aufarbeitung der CDU-Geschichte? Den Wind aus den Segeln nehmen wäre wesentlich angemessener als Gegenwind erzeugen durch Aufwärmen der alten Ossi-Wessi Geschichten bei fortdauerndem Beschönigen der eigenen Biografie.
Mit trotz allem nicht ganz unfreundlichen Grüßen!
Manfred Bauer
Pfarrer im Ruhestand