Karl Nolle, MdL

Sächsische Zeitung, 14.07.2009

Warum fehlten der Ministerpräsident und die Oberbürgermeisterin bei der Gedenkfeier?

Das Schicksal der in Dresden ermordeten Marwa el-Sherbini bewegt weltweit die Öffentlichkeit.
 
Außerhalb Sachsens wird weiterhin aufmerksam beobachtet, wie im Freistaat auf die Ermordung der Ägypterin Marwa el-Sherbini reagiert wird. Deshalb sorgt auch die Gedenkfeier in der Dresdner Innenstadt für Fragen, weil sich dort sowohl Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich als auch Dresdens Oberbürgermeisterin Helma Orosz (beide CDU), vertreten ließen.

Aus der Staatskanzlei hieß es gestern, es trage nicht zur Deeskalation eines Konflikts bei, wenn der Ministerpräsident bei allen Gelegenheiten öffentlich in Erscheinung trete. Der Regierungschef leiste vielmehr seinen Beitrag bewusst durch politische Treffen sowie durch Interviews mit arabischen Medien. Seine Nichtteilnahme an der Gedenkfeier würde auf keinen Fall bedeuten, dass er sich bei diesem Thema nicht engagiere. Tillich erkenne aber selbstverständlich das bürgerliche Engagement an, mit dem auf Veranstaltungen wie der vom Wochenende für mehr Weltoffenheit eingetreten wird.

Im Dresdner Rathaus wurde das Fernbleiben von Helma Orosz wiederum mit Organisationsproblemen begründet. Die Politikerin befand sich zum Zeitpunkt der Gedenkfeier im Urlaub in Griechenland. Leider sei es nicht gelungen, kurzfristig eine Flugverbindung zu sichern, die es Frau Orosz erlaubt hätte, sofort nach Dresden und danach wieder nach Griechenland zu fliegen. Deshalb habe man sich für die Teilnahme ihres ersten Stellvertreters entschieden. Orosz wolle sich jedoch in der nächsten Woche mit Vertretern muslimischer Vereine der Stadt treffen.

In Berlin wurde unterdessen der Vorwurf des Vaters der Getöteten zurückgewiesen, Deutschland habe sich nicht um die Angehörigen gekümmert. Das Auswärtige Amt erklärte, am Abend des Todestages sei der ägyptische Botschafter informiert worden, sagte Ministeriumssprecher Andreas Peschke. Der Botschafter übernehme die konsularische Vertretung der ägyptischen Staatsbürgerin und veranlasse daher auch die Information der Familie des Opfers. Dies entspreche den internationalen Gepflogenheiten.

Der deutsche Botschafter in Kairo, Bernd Erbel, habe außerdem bereits am Tag nach dem Dresdner Mord Anfragen ägyptischer Medien beantwortet und dabei die Bestürzung der Bundesregierung und deren Abscheu über die Tat zum Ausdruck gebracht. Eine Woche nach der Tat suchte Erbel zudem gemeinsam mit dem Gouverneur der Heimatregion von Marwa el-Sherbini deren Familie in der Nähe Kairos auf, um das Beileid der Bundesregierung zu überbringen.
Von Gunnar Saft und Sven Siebert

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