Karl Nolle, MdL

Eulenspiegel 9/09, vom 27.08.09, Seite 64, 23.08.2009

"Nolle, Sie sind ein Schwein, eine rote, wahlweise braune Sau, eine Natter am Busen der Demokratie, eine Ratte, die im Unflat der Vergangenheit wühlt."

PORTOFREI - eine Kolummne von Matti Friedrich
 

Sehr geehrter Herr Nolle, Karl,

fast bin ich versucht, »lieber« zu schreiben, weil Sie meinen Beschützerinstinkt wecken. Aber Sie sind ein Schwein, eine rote, wahlweise braune Sau, eine Natter am Busen der Demokratie, eine Ratte, die im Unflat der Vergangenheit wühlt. Ein Tier. Und ein Wessi obendrauf, ein viehischer Wessi! Das kann man dort lesen, wo Bürger des Freistaates ihre Meinungen freilassen.

Mein Beschützerinstinkt für Sie erwachte, da hatten Sie dem guten König Biedenkopf gerade Korruptheit und Unfähigkeit vorgerechnet. Sie hatten Anlass dazu, aber Sie hätten es ohne auch versucht. Es ist Ihre Obsession. Kurt saß nebst Königinmutter im Fernsehen und weinte ein bisschen angesichts Ihrer Bosheit (er nannte Sie jedoch mit Bedacht nicht »Westimport«), und Ingrid sagte zum Reporter: »Schauen Sie sich diesen Herrn Nolle doch nur mal an! Da wissen Sie doch gleich, was mit dem los ist.«

Die Diagnose unwerten Lebens anhand von Gesichts- und Körpermerkmalen hat hierzulande Tradition. Deshalb dachte ich, als ich die Biedenkopfen hörte, man müsse Sie, Nolle, wohl eines Tages vor dem Ärgsten beschützen.

Weit gefehlt! Jetzt haben Sie ein Buch veröffentlicht, dass den sächsischen CDU-Funktionären, namentlich dem Ministerpräsidenten, ihre Kollaboration mit der SED vorhält. Allein, dass Sie es jetzt herausbrachten und das Erscheinungsdatum öffentlichkeitswirksam herauszögerten, zeigt, was für ein Fuchs Sie sind (also ein Tier). Natürlich verwahren Sie sich scharf: Sie halten niemandem etwas vor. Was geschehen sei, sei geschehen. Aber wie sie verdrängen, »vergessen« haben, wie sie auslassen, lügen und fälschen, diese bigotten Typen, wie sie so tun, als sei die Demokratie (mit dem opportunen Antikommunismus) auf ihrem ureigenen Mist gewachsen — das wollen Sie denen nicht durchgehen lassen. Allerdings weigern sich die Leser, diese feine Unterscheidung Ihrer Absichten zur Kenntnis zu nehmen.

Tillich allen voran. Der barmt, dass man ihm »dieser Tage« sein aufrechtes Leben unter Diktaturverhältnissen vorwerfe und buhlt damit ungeniert um die Sympathie von Ostalgikern. In seiner Kernarbeitszeit ist er hauptsächlich damit beschäftigt, die Panzerschranktür zuzuhalten, hinter der der Fragebogen liegt, mit dem er sich 1990 seine Verwendbarkeit im Dienste des Regimes der Westdeutschen erlog.

Sie gehen aber wirklich weit, Nolle! Die gesamte Tillich-Familie entblößen Sie als Kaderformation der SED, als Karrieristensippe. Tillichs lyrische Erinnerung, er sei in die Ost-CDU geflohen, um Schutz vor der SED zu suchen - eine jämmerliche Schutzbehauptung! Wenn Sie nun noch den Mut gehabt hätten, den großartigen ostdeutschen sozialdemokratischen Revolutionären der Stunde Null, Ihren Genossen, hinter die Widerstands-Fassaden zu gucken, dann hätte ich gesagt: Chapeau, Herr Nolle!

So aber sage ich nur schöne Grüße
ihr Matti Friedrich

Karl Nolle im Webseitentest
der Landtagsabgeordneten: