mdr-info, 15.10.2009
Razzia im sächsischen Kita-Betrugsskandal
Die Großaktion wurde von der Staatsanwaltschaft Dresden angeordnet.
In mehreren Bundesländern haben im laufenden Betrugsverfahren um private Kindertagesstätten Durchsuchungen von Büros und Wohnungen stattgefunden.
Die Großaktion wurde nach Informationen von MDR INFO von der Staatsanwaltschaft Dresden angeordnet. Die Ermittler werfen der insolventen "Kindervilla Franchise GmbH" aus Dresden vor, von 20 Existenzgründern jeweils rund 150.000 Euro Gebühren erhalten zu haben, damit diese Tagesstätten nach einem Konzept der Mutterfirma betreiben dürfen. Diese Tagesstätten seien jedoch bis auf eine Ausnahme in Dresden nie gebaut worden.
Ermittelt wird inzwischen auch gegen den ehemaligen Dresdener Filialleiter der Bank für Sozialwirtschaft. Dieser soll die Kredite für die Franchisegebühren bewilligt haben, obwohl er laut Staatsanwaltschaft von der finanziellen Schieflage des Kita-Trägers wusste. Staatsanwalt Christian Avenarius sagte dem Sender, durch die Beteiligung des Mitarbeiters könne man von einem Zusammenwirken von mehreren Beteiligten an Schlüsselstellen sprechen.
Geschäftsführer der "Kindervilla Franchise GmbH" war Stefan Michalke. Er war auch Chef des Kolping-Bildungswerks Sachsen, bevor dieses im Oktober 2000 Insolvenz anmelden musste. Die Gläubigerforderungen lagen damals bei rund 60 Millionen Euro, 1.200 Arbeitsplätze gingen verloren. Michalke wurde in diesem Fall 2007 unter anderem wegen Untreue zu einer Bewährungs- und Geldstrafe verurteilt. Vor einigen Jahren hat Michalkes Ehefrau die Geschäftsführung der "Kindervilla Franchise GmbH" übernommen.
http://www.mdr.de/mdr-info/6772939.html