Sächsische Zeitung, 01.04.2010
Porsche schult sächsische Richter
Unternehmensberater sollen Verwaltungsrichtern dabei helfen, effizienter zu arbeiten.
Würden Unternehmensberater nach Leistung bezahlt, wären sie schon längst verhungert, behaupten böse Zungen. Es gibt viele Witze über die Branche und Arbeitnehmer sind in der Regel nicht begeistert, wenn externe Berater ihnen auf die Finger schauen. Deren Ziel ist es schließlich, schlanker zu produzieren, Doppelarbeit und Wartezeiten zu vermeiden, Arbeitsabläufe effektiver zu gestalten - kurzum: Personal einzusparen.
Was für Autozulieferer, Schiffbau, Handel, Banken und Versicherungen gut ist, soll auch der sächsischen Justiz auf die Beine helfen. Porsche Consulting, eine Tochtergesellschaft der Porsche AG in Stuttgart, hat kürzlich sächsische Verwaltungsrichter in einem Seminar darin geschult, "wie sich eine verschwendungsarme und konsequent auf Wertschöpfung ausgerichtete Arbeitsorganisation im Gerichtsdienst realisieren lässt". Um ein Gefühl für das Arbeiten nach Takt- und Fließprinzip zu bekommen, gehörte auch eine praktische Übung dazu: Kartons falten, befüllen und versandfertig machen.
Ungewöhnliche Idee
Insgesamt war die Veranstaltung eine ungewöhnliche Idee, sagt der Präsident des Oberverwaltungsgerichts Bautzen, Erich Künzler. Schließlich gehören die Luxusmarke Porsche und die Verwaltungsrichter zwei Welten an, die auf den ersten Blick nicht zueinanderpassen. Doch angesichts des hohen Bergs an Altverfahren und der langen Prozessdauer an den Verwaltungsgerichten will er gern Neues ausprobieren und organisatorische Anregungen aufnehmen.
Vor den Verwaltungsgerichten müssen Kläger im Durchschnitt zwei Jahre auf ein Urteil warten - eine Folge der personellen Unterbesetzung in den 90er-Jahren. Das Justizministerium hat die Dinge seitdem einfach laufen lassen. Künzler will jetzt Abhilfe schaffen. "Wir versuchen alles, was möglich ist."
Von Karin Schlottmann