Karl Nolle, MdL

Hannoversche Allgemeine - HAZ, 26.09.2010

Karl Nolle: Spontaner Besuch für immer

Grenzgänger - Serie zu "20 Jahre Wiedervereinigung"
 
Am Tag, als die Mauer fiel, am 9. November 1989, war Karl Nolle auf dem Weg von Hannover nach Dresden. Er ist dann, mit Unterbrechungen, nie wieder richtig zurückgekehrt – heute wohnt und arbeitet der streitbare SPD-Politiker und Druckereiunternehmer in der sächsischen Hauptstadt.

Ein ungewöhnlicher Grenzgänger ist Nolle allemal. Als er sich am 9. November 1989 mittags auf den Weg machte, dachte er an einen ganz normalen Besuch von Freunden in der DDR. Am nächsten Morgen dann, als die Nachricht über die Grenzöffnung bekannt war, habe die Polizei überall Ausreiseanträge verteilt. Die DDR, erinnert sich Nolle, war in Auflösung, die Menschen angespannt, voller Erwartung. Nolle ließ sich beeindrucken und entschied, fortan in Dresden zu bleiben. Zunächst behielt er den Druckereibetrieb in Hannover und baute eine Zweigstelle in Dresden auf, dann gründete er, der früher an der Seite von Gerhard Schröder bei den Jungsozialisten aktiv war, ein Dresdener Bürgermagazin.

Sein späterer Lebensweg sollte Nolle wieder bundesweit bekannt machen – als Oppositionspolitiker. Die jeweiligen Ministerpräsidenten Kurt Biedenkopf, Georg Milbradt und Stanislaw Tillich ging er rabiat an, deckte Missstände auf und wirkte nicht unerheblich am Sturz von Biedenkopf und Milbradt mit. In Dresden ist der 65-Jährige heute gefürchteter als zu seinen radikalsten Zeiten in Hannover.
Klaus Wallbaum
25.09.2010 / HAZ Seite 4 Ressort: SERIE

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