Karl Nolle, MdL

Agenturen dapd, 16:42 Uhr, 05.01.2011

Arbeitslosigkeit in Sachsen im Dezember deutlich gestiegen

DGB und Opposition machen Landesregierung für Probleme und steigende Zahl älterer Erwerbsloser verantwortlich
 
Chemnitz (dapd-lsc). Die Arbeitslosigkeit in Sachsen ist zum Jahresende wieder deutlich gestiegen. Im Dezember 2010 waren 236.917 Menschen ohne Job, 13.800 Menschen mehr als im November, wie die Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit am Dienstag in Chemnitz mitteilte. Insgesamt sei aber die niedrigste Dezember-Arbeitslosigkeit seit 1991 registriert worden. Die Arbeitslosenquote stieg im Monatsvergleich von 10,5 auf 11,1 Prozent. Gegenüber Dezember 2009 waren den Angaben zufolge 20.653 Menschen weniger arbeitslos. Damals betrug die Quote 12,0 Prozent.

Die Regionaldirektionschefin Jutta Cordt sagte bei der Vorstellung der Zahlen, der starke und sehr frühe Wintereinbruch habe für den deutlichen Anstieg der Arbeitslosigkeit gesorgt. Insbesondere Außenarbeiten in der Landwirtschaft sowie auf dem Bau seien eingestellt worden. Insgesamt jedoch profitiere der Arbeitsmarkt weiter von der guten Konjunktur.

«Seit März 2010 steigt die Beschäftigung im verarbeitenden Gewerbe», sagt Cordt. Mit 5.115 Beschäftigten beziehungsweise 1,8 Prozent mehr im Jahresvergleich sei aber der Vorkrisenstand noch nicht erreicht. Deutliche Beschäftigungsverluste verzeichne der Bereich Erziehung und Unterricht mit 3.919 beziehungsweise 4,3 Prozent abgebauten Mitarbeitern. Die Angebote insgesamt gingen laut Regionaldirektion im Dezember um 17,1 Prozent auf 7.620 freie Stellen zurück.

Chemnitz mit niedrigster Quote

Nach Direktionsbezirken weist Chemnitz mit 10,3 Prozent die niedrigste Arbeitslosenquote auf. Dies ist der stärkste Rückgang in Sachsen gegenüber Dezember 2009 (11,6 Prozent). Laut Regionaldirektion profitiert die Region nach der Krise stärker vom Aufschwung als andere. Außerdem entlaste die rückläufige Bevölkerungszahl den Arbeitsmarkt. In Dresden liegt die aktuelle Quote bei 11,1 Prozent, in Leipzig bei 12,3 Prozent.

Wirtschaftsminister Sven Morlok (FDP) zeigte sich trotz des Anstiegs der Arbeitslosigkeit im Dezember zuversichtlich. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten sei erneut gestiegen, erklärte er in Dresden. «Alles spricht dafür, dass 2011 wieder ein wirtschaftlich gutes Jahr wird und diese Entwicklung den Arbeitsmarkt weiter belebt.»

Der Arbeitsmarktexperte der CDU-Landtagsfraktion, Alexander Krauß, sprach von einer insgesamt guten Entwicklung. Im vergangenen Jahr habe Sachsen zum ersten Mal ein westdeutsches Bundesland bei der Arbeitslosenquote unterboten. Bremen hatte demnach im Jahresschnitt 2010 eine Arbeitslosenquote von 12,0 Prozent, Sachsen 11,9 Prozent. Im Durchschnitt lag die Arbeitslosenquote im Osten aber noch immer fast doppelt so hoch wie im Westen (12,0 Prozent zu 6,6 Prozent).

Scharfe Kritik an Morlok

Der stellvertretende DGB-Vorsitzende von Sachsen, Markus Schlimbach, erklärte dagegen, die Zahlen zeigten, dass es im Freistaat weiterhin Probleme auf dem Arbeitsmarkt gebe, die nicht gelöst würden. So sei die Zahl der arbeitslosen Älteren deutlich gestiegen. Innerhalb eines Jahres erhöhte sich demnach die Zahl der Erwerbslosen zwischen 60 und 65 Jahren um fast 50 Prozent.

Schlimbach kritisiert in diesem Zusammenhang die Politik von Morlok. Dieser habe 2010 die Maßnahmen des Europäischen Sozialfonds (ESF) in Sachsen zur Unterstützung von älteren Arbeitslosen ersatzlos gestrichen. «Die sächsische Wirtschaft tut sich schwer, ältere Arbeitnehmer wieder zu beschäftigen», erklärte der DGB-Funktionär. Spezielle Hilfen seien nötig, damit ältere Arbeitslose eine Chance bekämen. Es sei Unsinn, dass Sachsen gerade an dieser Förderung spare.

Ähnlich äußerte sich die Opposition im sächsischen Landtag. «Die gestiegenen Arbeitslosenzahlen sind der Beweis für die Unfähigkeit von Staatsminister Morlok», sagte der arbeitsmarktpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion, Stefan Brangs. Sachsen sei inzwischen im ostdeutschen Vergleich von Thüringen und Brandenburg abgehängt worden.

Der Arbeitsmarktexperte der Linkspartei, Thomas Kind, kritisierte, Morlok habe die Vereinbarungen zur Finanzierung von Maßnahmen des kommunalen Kombilohnes auslaufen lassen. Und für das vom Bund ausgeschriebene Beschäftigungsprogramm zur kommunalen Bürgerarbeit habe sich der Minister nicht interessiert.

(Quellen: Cordt in Chemnitz, alle anderen in Mitteilung)

dapd/cga/grk/pon /4 041642 Jan 11

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