Karl Nolle, MdL

LVZ/DNN, 20.07.2011

Aufschwung mit Beigeschmack

Kommentar von André Böhmer
 
Diese Zahlen werden Schwarz-Gelb nicht schmecken. Sowohl die Bundesagentur für Arbeit als auch die Wirtschaftsforscher vom DIW sind sich einig: Der Aufschwung und das robuste Wirtschaftswachstum, auf die die Bundesregierung immer so stolz hinweist, haben viel weniger als erwartet zu Vollzeitjobs geführt. Stattdessen sind Zeitarbeiter, Minijobber und Arbeitnehmer mit befristeten Verträgen auf dem Vormarsch. Mit dem bedrückenden Ergebnis, dass für die meisten Erwerbstätigen im unteren und im mittleren Lohnbereich das Realeinkommen sinkt und damit die Kaufkraft schwindet.

Im Klartext heißt dies nichts anderes, als das viele sich und ihre Familien mit ihrer eigenen Arbeit kaum oder zunehmend nur unter immer schwierigeren Bedingungen ernähren können. Das haben viele Beobachter schon so oder so ähnlich immer geahnt. Jetzt, statistisch mit Zahlen untermauert, ist das ein Alarmzeichen mit dem unverblümten Hinweis auf dringend notwendigen Handlungsbedarf für Politik und Unternehmen. Die negative Einkommensbilanz für große Teile der Arbeitnehmerschaft ist mit Blick auf die kräftige Erholung der Wirtschaft nicht plausibel. Genauso wenig wie die unterschiedliche Behandlung von Arbeitnehmern. Wenn die Arbeit für Hunderttausende kaum noch zum Leben reicht, dann haben Aufschwung und positive Konjunkturprognosen für Schwarz-Gelb einen faden Beigeschmack.

Dabei hat die Merkel-Regierung - auch durch die Entscheidungen ihrer schwarz-roten Vorgänger-Koalition - die Folgen der Wirtschafts- und Bankenkrise durchaus souverän gemeistert. Mit Blick auf das Dilemma in anderen europäischen Staaten wird deutlich, dass dies keine Selbstverständlichkeit war und ist. Allerdings kann die Freude über die weiter sinkende Arbeitslosigkeit nicht darüber hinwegtäuschen, dass ein Großteil der neuen Jobs nur unterdurchschnittliche Bezahlung und damit kaum sichere Zukunftsaussichten bieten. Der Aufschwung muss endlich auch konkret bei denen in der Geldtasche ankommen, die mit ihrer Konsumlaune die Binnenkonjunktur ankurbeln können.

Immerhin gibt es durch die Bundesagentur aber die Hoffnung auf eine Wende hin zu mehr neuen Jobs mit voller Bezahlung. Laut April-Statistik registrierten die Arbeitsagenturen 414 000 mehr Vollzeitjobs als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Ein erfreulicher Trend, der sich mit Unterstützung der Politik und der Wirtschaft so schnell wie möglich verfestigen sollte.
a.boehmer@lvz.de

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