Karl Nolle, MdL

Agenturen dapd, 16:22 Uhr, 22.09.2011

Armut droht vor allem im Osten - Etwa jeder Fünfte ist in den neuen Bundesländern gefährdet

Risiko in Mecklenburg-Vorpommern am höchsten
 
Wiesbaden/Berlin (dapd). In Ostdeutschland sind die Menschen deutlich stärker von Armut bedroht als im Westen des Landes. Während im Jahr 2010 in den neuen Bundesländern 19 Prozent der Bevölkerung gefährdet waren, bestand dieses Risiko in Westdeutschland für 13,3 Prozent, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag in Wiesbaden mitteilte. Am dramatischsten war die Lage wie schon fünf Jahre zuvor in Mecklenburg-Vorpommern.

Im Nordosten hatte den Angaben nach mehr als jeder Fünfte (22,4 Prozent) der Einwohner weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens in Deutschland zur Verfügung, in Bremen waren es 21,1 Prozent. Dagegen war in Bayern (10,8 Prozent) und Baden-Württemberg (11 Prozent) nur etwa jeder Zehnte von einem Armutsrisiko betroffen. Damit war die Gefährdung in Bayern so niedrig wie nirgendwo sonst in Deutschland. Das höchste Risiko hatten dabei Erwerbslose, gefolgt von Alleinerziehenden und deren Kindern.

Insgesamt lag die Armutsgefährdungsquote in Deutschland im vergangenen Jahr bei 14,5 Prozent. Dabei sank das Risiko in Ostdeutschland im Vergleich zu 2005 um gut einen Prozentpunkt, in Westdeutschland blieb es nahezu unverändert. Am stärksten war der Rückgang in Brandenburg (16,3 Prozent): Dort war das Armutsrisiko fast drei Prozentpunkte geringer als noch fünf Jahre zuvor.

Weniger als 826 Euro

Grundlage sind Berechnungen des Mikrozensus für 2010. Einer Definition der Europäischen Union zufolge gilt als armutsgefährdet, wer mit weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens der Bevölkerung auskommen muss. So galten im vergangenen Jahr Ein-Personen-Haushalte mit monatlichem Einkommen von weniger als 826 Euro als armutsgefährdet.

Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) kritisierte, dass gerade in Ostdeutschland Menschen auch «arm trotz Arbeit» sind. Ein Grund sei die «politisch gewollte Ausweitung des Niedriglohnsektors», sagte DGB-Vorstandsmitglied Claus Matecki der Nachrichtenagentur dapd. Er verwies darauf, dass die Beschäftigten in den neuen Bundesländern lediglich einen Effektivlohn von 83 Prozent des westdeutschen Niveaus erzielten. Matecki forderte höhere Einkommen, um die Binnennachfrage zu stärken, sowie mehr öffentliche Investitionen in Bildung und Infrastruktur.

Der Ostkoordinator der Linksfraktion, Roland Claus, sprach von einem «gesellschaftlichen Skandal». Die aktuellen Zahlen seien Zeugnis einer völlig verfehlten Lohn- und Sozialpolitik, erklärte er.

Von Mey Dudin 

dapd/med/sl /3
221622 Sep 11

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