Karl Nolle, MdL

Sächsische Zeitung, 27.09.2011

Ein Signal der Souveränität

Kommentar von Thomas Schade zur gescheiterten Wahl eines neuen MDR-Intendanten
 
Zwölf von 41 Stimmen. Der einzige Kandidat für Udo Reiters Nachfolge an der MDR-Spitze hat nicht mal die Hälfte der Rundfunkräte überzeugen können, die er zur Wahl gebraucht hätte. Das ist peinlich.

Zuallererst für die Dresdner Staatskanzlei. Der Bewerber, Bernd Hilder, Chefredakteur der Leipziger Volkszeitung, galt als ihr Mann für den Job des Intendanten. Schon im Verwaltungsrat war es der CDU nur mit Druck gelungen, den 52-Jährigen zu nominieren. Wer so offen Einfluss nimmt, verschreckt selbst Rundfunkräte aus dem eigenen bürgerlichen Lager. Anders ist das Fiasko nicht zu erklären.

Sicher trägt auch Hilder Schuld an seinem Scheitern. Nach der Nominierung tat er nur das Nötigste, um sich den Rundfunkräten bekannt zu machen. Nun geht er beschädigt aus einem Rennen, in das ihn andere geschickt haben – wohl wissend, dass Hilder nicht erste Wahl war, und dass es Zweifel gab, ob er den Job packt. Diese Strippenzieher tragen die Verantwortung für das Scheitern, und sie sind nun die Blamierten.

Die 41 Rundfunkräte haben in erstaunlicher Weise ihre Souveränität signalisiert. Sie straften jene ab, die glaubten, das Gebot der Staats- und Parteienferne des öffentlich-rechtlichen Rundfunks könnte einfach missachtet werden. Mit der gleichen Souveränität sollten nun auch die Verwaltungsräte, der Aufsichtsrat des MDR, daran gehen, einen neuen Kandidaten zu finden.

Der sollte nicht von Staatskanzleichef Beermanns Gnaden sein, sondern in der ersten Liga des deutschen Fernsehens mitspielen. Wartet doch beim MDR nach den Affären viel Arbeit.

Karl Nolle im Webseitentest
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