Agenturen dpa, 17:54 Uhr, 02.11.2011
Gedenkkreuz erinnert in Pirna-Sonnenstein an Massenmord - Gräberstätte an ehemaliger NS-Tötungsanstalt eingeweiht
In Pirna-Sonnenstein wurden 1940/41 etwa 15.000 vorwiegend psychisch kranke, und behinderte Menschen, aber auch jüdische KZ-Häftlinge, in einer Gaskammer ermordet.
Pirna (dapd-lsc). Würdiges Gedenken sieben Jahrzehnte nach dem Massenmord: In Pirna-Sonnenstein ist am Mittwoch eine Gräberstätte eingeweiht worden, die an die Tausenden Opfer der ehemaligen Tötungsanstalt der Nationalsozialisten erinnert. An der feierlichen Zeremonie nahmen neben deutschen Politikern und Vertretern aus Tschechien und Polen auch Angehörige der Opfer teil. Zentraler Teil des Mahnmals ist ein über sechs Meter hohes Gedenkkreuz für die «Euthanasie»-Opfer am Elbhang unterhalb der Gedenkstätte.
Archäologische Grabungen und historische Forschungen hatten erst vor etwa zehn Jahren bestätigt, dass dort die Asche aus den Verbrennungsöfen aufgeschüttet worden war. In der Folge war die Fläche als Sammelgrabfläche anerkannt worden. Auf Initiative der Stadt Pirna, der Stiftung Sächsische Gedenkstätten und des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge wurde im Sommer mit der Errichtung der Gräberstätte mit dem Gedenkkreuz begonnen.
Diese erinnert nun an eines der größten Massengräber aus der Zeit des Nationalsozialismus in Sachsen.
In Pirna-Sonnenstein wurden 1940/41 etwa 15.000 vorwiegend psychisch kranke und behinderte Menschen in einer Gaskammer ermordet. Die Asche der Opfer wurde seinerzeit vom Anstaltspersonal direkt am Elbhang verstreut. Um die Dimension des Gräberfeldes deutlich zu machen, wurden Bäume in dem Areal am Schaft schwarz und weiß markiert.
Neue Form des Gedenkens
Das Mahnmal besteht aus zwei gegeneinander versetzten Betonstelen, die in ihrer Mitte einen Hohlraum in der Form eines Kreuzes bilden. Pirnas Oberbürgermeister Klaus-Peter Hanke sagte, es sei gelungen, einen Ort zu schaffen, der in eindrucksvoller Weise an das Leid der Opfer erinnere und den Angehörigen eine neue Form des Gedenkens ermögliche. Er rief dazu auf, die Erinnerung wachzuhalten, damit die Geschichte nicht verblasse.
Landtagspräsident Matthias Rößler (CDU) sagte bei der Feierstunde: «Es sind nicht die großen Denkmäler, sondern die vielen kleinen Zeichen am Wege, die uns mit einer Wirklichkeit verbinden, die für uns heute unvorstellbar geworden ist.» Der Leiter der Gedenkstätte, Boris Böhm, sagte der Nachrichtenagentur dapd, die Kreuzform sei als allgemeines Trauersymbol gemeint und solle keine Opfergruppe ausschließen. In der Heilanstalt Pirna-Sonnenstein wurden auch jüdische KZ-Häftlinge umgebracht.
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021754 Nov 11