Karl Nolle, MdL

spiegel-online.de, 09:31 Uhr, 24.11.2011

Zwickauer Zelle - Bundesanwaltschaft nimmt weiteren Terror-Verdächtigen fest

André E. soll bei der Produktion des zynischen Bekennervideos der braunen Zwickauer Zelle geholfen haben.
 
Hamburg - Dringender Tatverdacht der Unterstützung einer terroristischen Vereinigung - so lautet der Vorwurf gegen André E., einen Anhänger der rechten Szene aus dem Umfeld der mutmaßlichen Rechtsterroristen Beate Zschäpe, Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt. Nach Informationen des SPIEGEL nahm die Bundesanwaltschaft E. in den frühen Morgenstunden mit Hilfe der Anti-Terror-Einheit der Bundespolizei (GSG 9) in Brandenburg fest. Er soll am Mittag dem Ermittlungsrichter des Bundesgerichtshofs in Karlsruhe vorgeführt werden.

Seit dem Morgen durchsuchen Beamte des Bundeskriminalamts laut Angaben der Behörde vier Wohnungen in Dresden, Jena und Zwickau, darunter auch die des Beschuldigten Andre E. in Zwickau. Unterstützt werden sie von Polizeikräften.

André E. stammt aus dem sächsischen Johanngeorgenstadt und soll bis vor kurzem Kontakt zu den Mitgliedern der untergetauchten Zwickauer Terrorzelle gehalten haben. Im Schutt des abgebrannten Wohnmobils fanden Ermittler Bahncards auf seinen Namen und den seiner Frau Susann, die von Zschäpe und Böhnhardt benutzt und von E. selbst bezahlt worden sein sollen.

E. ist "dringend verdächtig, in zwei Fällen die terroristische Vereinigung 'Nationalsozialistischer Untergrund (NSU)' unterstützt zu haben. Zudem besteht gegen ihn der dringende Verdacht der Volksverhetzung und der Beihilfe der Billigung von Straftaten", heißt es in einer Mitteilung des Generalbundesanwalts. Die Ermittlungen hätten ergeben, dass André E. seit dem Jahr 2003 in engem Kontakt zu den Mitgliedern der NSU gestanden habe. E. ist laut Generalbundesanwalt dringend verdächtig, 2007 den Film hergestellt zu haben, mit dem sich das Trio zu den Ceska-Morden und dem Mordanschlag auf die beiden Heilbronner Polizisten bekannt hat

André E.s Bruder ist aktiv in der NPD

In den Trümmern des explodierten Wohnhauses des Trios lagen Handzettel seiner Firma "Aemedig", die sich auf die digitale Verarbeitung von Videos und Filmen spezialisiert hat. Dieser Flyer gilt derzeit als Indiz für die Vermutung, E. könnte dem "Nationalsozialistischen Untergrund" beim Erstellen des Films geholfen haben. Die Ermittler gehen nicht davon aus, dass Mundlos, Böhnhardt und Zschäpe das Bekennervideo erstellt haben. "Die drei waren es nach derzeitigem Erkenntnisstand wohl nicht", sagte Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) dem SPIEGEL.

Der 32-Jährige E. lebte zuletzt in Zwickau und ist Inhaber eines Versandhandels und einer Firma für die Montage von Solarzellen. Maik E., Zwillingsbruder von André E., verließ 2003 Johanngeorgenstadt. Inzwischen lebt er in Brandenburg. Im brandenburgischen Verfassungsschutzbericht von 2010 taucht Maik E. als "Stützpunkt"-Vertreter der NPD-Jugendorganisation auf.

Zschäpe, Mundlos und Böhnhardt waren 1998 abgetaucht und hatten Ermittlern zufolge die Terrorgruppe "Nationalsozialistischer Untergrund" (NSU) gegründet. Die jahrelang unentdeckt gebliebene Zelle soll hinter einer bundesweiten Mordserie mit zehn Toten stecken. Mundlos und Böhnhardt wurden am 4. November in Eisenach tot in ihrem Wohnmobil gefunden. Zschäpe stellte sich wenige Tage später der Polizei, sie sitzt ebenso in Untersuchungshaft wie der als Helfer der Zelle geltende Holger G.

wit/han

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