Karl Nolle, MdL

SUPERillu.de, 07.12.2011

Fakten zu einem Reiz-Thema - Die DDR und ihr "Antifaschismus"

 
Auch wenn ansonsten so ziemlich alles schlechter war in der DDR als im Westen: aus einer Sache zogen nicht nur eingefleischte SED-Genossen, sondern auch mancher Normalbürger ein Gefühl zumindest moralischer Überlegenheit – dem Antifaschismus. Sehr glaubwürdig schien vielen Menschen, dass sich in der DDR das Vermächtnis jener Menschen erfülle, die gegen die Nazis gekämpft und dabei ihr Leben geopfert oder in Konzentrationslagern gelitten hatten. Die Bundesrepublik dagegen sei alleine schon durch ihren milden Umgang mit einstigen Nazi-Tätern nach dem Krieg moralisch diskreditiert. Das die DDR an diesem Punkt oft keinen Deut besser war, enthüllt der Rostocker Forschers Henry Leide in der neuen Ausgabe der in Berlin erscheinenden Aufarbeitungs-Zeitschrift "Horch und Guck" (http://www.horch-und-guck.info).

Henry Leide schildert darin, dass die DDR-Spionagetruppe HVA zum Beispiel keine Skrupel hat, selbst hochbelastete Nazis lieber als Spitzel zu beschäftigen und sogar zu bezahlen, statt sie der Justiz auszuliefern. Leide recherchierte zum Beispiel den Fall des hohen SS-Mannes Otto Somann, den die HVA Anfang der 50er Jahre als Agenten anheuern wollte. Und den des SS-Hauptsturmführers im Reichssicherheitshauptamt, Gerhard Teich, Jahrgang 1912, der bis zur Rente, bis 1977, als Agent für die DDR im Kieler Weltwirtschaftsinstitut spitzelte.

Einzelfälle? Kaum. Die Historikerin Sandra Meenzen schreibt in "Horch und Guck": "Auch die DDR konnte ehemalige Angehörige der NSDAP nicht vom politischen Leben ausschließen, sondern benötigtediese für den Aufbau der angestrebten sozialistischen Gesellschaft." Alleine im Bezirk Erfurt zum Beispiel, rechnet sie vor, seien Mitte der 50er Jahre fast 11000 ehemalige NSDAP-Mitglied nun Mitglieder der SED gewesen, rund 15 Prozent aller Parteimitglieder.
Historiker der Universität Jena untersuchten die Vergangenheit von 236 Thüringer SED-Funktionären und fanden heraus, dass immerhin 36 von ihnen vor 1945 Mitglied der NSDAP gewesen waren. Um 1960, so rekonstruierten die Forscher, habe der Anteil der SED-Funktionäre mit einer Vergangenheit in den "faschistischen Organisationen" bei rund 30 Prozent gelegen, während nur rund 8 Prozent vor 1945 im "antifaschistischen Widerstand" waren. Und im Zentralkomitee der SED saßen zum Ende der DDR mehr einstige Mitglieder der NSDAP als der Vorkriegs-SPD.

Von SUPERillu-Chefreporter Gerald Praschl

Karl Nolle im Webseitentest
der Landtagsabgeordneten: