Karl Nolle, MdL

DNN/LVZ, 22.12.2011

Wöller darf Doktortitel weiter tragen

 
Dresden. CDU-Sachsens Kultusminister Roland Wöller kann Weihnachten entspannt genießen - als Doktor. Eine Aberkennung des Titels ist vom Tisch. Eine Kommission der Technischen Universität Dresden beschloss, das entsprechende Untersuchungsverfahren einzustellen, teilte die Lehranstalt gestern in Dresden mit. "Die Kommission hat keinen Zweifel daran, dass W. die Arbeit eigenständig und in eigenständiger Quellenauswertung erstellt hat", hieß es. Damit seien Ergebnisse einer ersten Untersuchung untermauert. Nachdem im Juli erneut Vorwürfe gegen Wöller aufgetaucht waren, hatte die TU Dresden die Dissertation noch einmal unter die Lupe genommen.

"Ich bin froh, dass die Untersuchung jetzt abgeschlossen ist", erklärte Wöller am Abend in Dresden. So mancher öffentliche Vorwurf habe sich damit als haltlos erwiesen, sagte der Minister. Er stand im Verdacht, aus der Magisterarbeit eines Studenten abgeschrieben zu haben. Der Minister wies das zurück und verwies auf die bereits erfolgte Überprüfung des Falls. Ende 2007 war der Promotionsausschuss der TU Dresden zwar zu dem Urteil gelangt, dass Wöller kein "Täuschungsvorwurf im akademischen Sinne" und kein Urheberrechtsverstoß vorzuwerfen sei. Allerdings hielt er die Menge der Übereinstimmungen zwischen der Magisterarbeit und dem ersten Teil von Wöllers Dissertation für "bedenklich".

Wegen handwerklicher Fehler sprach der Promotionsausschuss damals eine Ermahnung aus. Wöller sollte bei einer Neuauflage der Dissertation entsprechende Korrekturen vornehmen. Auch bei der jetzigen Prüfung bekam Wöller keine Bestnoten. "Nicht hinsichtlich aller Übereinstimmungen und Ähnlichkeiten lässt sich eine Vereinbarkeit mit wissenschaftlichen Standards bejahen", hieß es wörtlich und weiter: "Indes hat die Kommission hier kein vorsätzliches oder grob fahrlässiges Verhalten erkennen können und deshalb den Vorwurf wissenschaftlichen Fehlverhaltens verneint."

Im Interview mit der Wochenzeitung Die Zeit hatte sich Wöller Anfang August selbstkritisch gezeigt. "Ich habe die Herkunft einiger Stellen in meiner Arbeit nicht hinreichend mit Fußnoten deutlich gemacht. Dafür bin ich zu Recht gerügt worden." Wöller hatte seine Doktorarbeit mit dem Titel "Der Forschungsbeirat für Fragen der Wiedervereinigung Deutschlands 1952 bis 1975. Zur politischen und wissenschaftlichen Diskussion der wirtschaftlichen Wiedervereinigung" 2002 vorgelegt. Sie war mit "magna cum laude" bewertet worden - mit "sehr gut".

Wöller gehört seit September 2007 der Regierung an. Zunächst war der gebürtige Duisburger Umwelt- und Agrarminister, seit Juni 2008 ist er Kultusminister.

Jörg Schurig

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