DNN/LVZ, 09.04.2012
Lehrermangel: Ausfall in Sachsen steigt weiter - CDU-Studie: 552 Stellen werden nicht wieder besetzt
Dresden. CDU-Bildungspolitiker machen dem sächsischen Finanzministerium Druck: Nach einer internen Studie der CDU-Landtagsfraktion droht aufgrund des Lehrermangels im kommenden Schuljahr ein drastischer Anstieg des Unterrichtsausfalls.
Im Streit mit dem Finanzministerium um den künftigen Lehrerbedarf hat der Arbeitskreis "Schule und Sport" der CDU-Landtagsfraktion eigene Berechnungen angestellt, die der Leipziger Volkszeitung vorliegen. Diese Analyse ist noch alarmierender als jene, die kürzlich aus dem Dresdner Kultusministerium nach außen drang.
Der Unterrichtsausfall betrug demnach im vorigen Schuljahr 3,6 Prozent und liegt derzeit bei 4,3 Prozent. Davon werden 0,6 Prozent als "planmäßiger Ausfall" eingestuft, weil kein Lehrpersonal für die Unterrichtsstunden verfügbar ist - Fehlstunden durch Krankheit sind da noch nicht mitgezählt. Allein bei diesem planmäßigen Ausfall rechnen die CDU-Bildungspolitiker ab September 2012 mit einem Anstieg auf fast das Fünffache: 2,9 Prozent.
591 Stellen werden zum 31. Juli frei.Laut Studie gibt es jedoch einen Verlust an aktivem Arbeitsvermögen in Höhe von 852,55 Stellen, dem aufgrund des Bildungspakets der schwarz-gelben Landesregierung nur 300 Neueinstellungen gegenüberstehen. Unter dem Strich gebe es einen Verlust von 552,55 Stellen.
Im aktuellen Staatshaushalt sind 27595 Lehrerstellen ausgewiesen. Tatsächlich aber liegt das "aktive und unterrichtswirksame Arbeitsvermögen" der Lehrer an Sachsens Schulen nur bei 26397 Stellen. Die Differenz entsteht vor allem durch die Ruhephase der Altersteilzeit, in die viele Pädagogen bald eintreten.
Angesagte Reformen im Schulwesen - wie die Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention oder die Einführung der Oberschule - sind so kaum umsetzbar. Hinzu kommt, dass ab September rund 700 Schüler mehr an Sachsens Schulen lernen.
Nach den Landtagsdebatten der vergangenen Woche zeigt sich ein deutlicher Nachbesserungsbedarf beim Bildungspaket. Fordert die Opposition in Sachsen 850 zusätzliche Lehrerstellen, war seitens der CDU bereits die Rede von 800, auf die man sich einigen könnte.
Mit den neuen Zahlen wollen sich die Bildungspolitiker innerhalb der Union gegen die Haushaltsexperten wappnen. Im Streit um die Lehrerstellen war bereits vor drei Wochen CDU-Kultusminister Roland Wöller zurückgetreten.
Von Christine Keilholz