Freie Presse Chemnitz, 01.06.2012
Sachsen bietet mehr Plätze für Lehrerstudium - Der Freistaat hat die Möglichkeit geschaffen, jährlich mindestens 1700 Lehrerstudenten an den Universitäten aufzunehmen.
DRESDEN - Sachsen hat buchstäblich in letzter Minute die Weichen gestellt, dass ab dem Herbstsemester an den Universitäten in Dresden und Leipzig deutlich mehr Lehrer als bisher ausgebildet werden können. Am Dienstagabend unterschrieben nach langen Verhandlungen die Ressorts für Finanzen, Kultus und Wissenschaft ihr Konzept zur Aufstockung der Studienplätze für das Lehramt, sodass statt bisher 1000 künftig mehr als 1700 Studienplätze pro Jahr bereitstehen. Heute beginnt zudem die Studienbewerbung an der TU Dresden. An der Uni Leipzig läuft sie bereits seit Anfang Mai und endet in sechs Wochen. Der erhöhte Lehrerbedarf begründet sich aus den anhaltend hohen Altersabgängen von Pädagogen aus dem sächsischen Schuldienst.
Neu ist zudem, dass alle Lehramtsstudiengänge in Sachsen vom Bachelor-Master-System wieder auf Staatsexamen umgestellt werden. Das umfasst Grund-, Mittel-, Förder- und Berufsschulen sowie Gymnasien. Damit hat der Freistaat die Möglichkeit genutzt, die Pädagogikstudien verstärkt an seinen Bedürfnissen auszurichten. Damit will der Freistaat auch den Weggang von selbst ausgebildeten Lehrern in andere Bundesländer erschweren..
In einem Verhandlungsmarathon haben Regierung und Hochschulen die Studienplätze genau nach Schularten aufgestockt. Dafür werden bis 2016 insgesamt 42 Millionen Euro für zusätzliches Lehrpersonal bereitgestellt, bestätigte das Wissenschaftsministerium. Das Geld stammt aus dem Hochschulpakt, der mit dem Bund besteht. Den Löwenanteil von 29 Millionen Euro erhält die Uni Leipzig für 114 Stellen. Dafür muss sie künftig pro Jahr mindestens 1000 Studienanfänger für Lehramt und die TU Dresden gut 600 aufnehmen. Weitere 100 Musiklehrerstudenten sollen an den Musikhochschulen in Dresden und Leipzig starten. Besonders hohe Kontingente gibt es für Lehrpersonal an Grund- und Mittelschulen.
Auf den Internetseiten der Universitäten tragen derzeit noch viele Beschreibungen zum neuen Lehramtsstudium den Hinweis "Änderungen vorbehalten". Das liege daran, so ein Berater, dass vieles von der Politik "mit heißer Nadel gestrickt ist". Interessenten sollten am Ball bleiben. Es werde noch viel ausprobiert, meinte er. Für weitere Klarheit soll auch ein Schreiben der Regierung an alle Abiturienten Sachsens sorgen.
Auch die Regierung ist erst auf der Zielgeraden: Die Zielvereinbarungen mit den Universitäten seien zwar fertig, heißt es, aber von ihnen noch nicht unterschrieben. Das Kabinett soll am Dienstag das gesamte Paket absegnen. Mit der TU Chemnitz beginnen entsprechende Verhandlungen erst nächste Woche: Sie hat noch Zeit bis Herbst 2013, um die Bedingungen für eine Lehramtsausbildung auf Grundschule für gut 100 Studenten zu schaffen.
VON UWE KUHR