DNN/LVZ, 15.09.2012
Versagen quer durch alle Bereiche
Kommentar von Jürgen Kochinke
Selbst wohlmeinende Zeitgenossen können angesichts der Ermittlungspannen rund um die Zwickauer Neonazi-Terrorzelle nur noch mit dem Kopf schütteln. Wie ein Kartenhaus fällt zusammen, was hochtrabend Sicherheitsarchitektur genannt wird, hinter dem aber kaum mehr steht, als das willkürliche Treiben diverser Geheimdienste.
Mal werden Akten zurückgehalten, mal sind Ordner komplett in den Schredder gewandert. Und immer wieder erfährt die verdutzte Öffentlichkeit erst durch die Pannen in der einen Behörde vom Vertuschen der anderen. Und jetzt auch das noch: Ein mutmaßlicher Terrorhelfer hat sich als V-Mann beim Berliner LKA verdingt - viel schlimmer geht nicht.
Denn eben dieser Neonazi war es, der der Terror-Zelle Sprengstoff besorgt hat. Ein Helfershelfer in Staatsdiensten: Damit scheint sich die übelste aller Vermutungen zu bewahrheiten. Dabei reicht es nicht, mit dem Finger Richtung Berlin zu zeigen. Schließlich hat auch dieser führende Skinhead-Aktivist lange Zeit in Sachsen gelebt.
Das Behördenversagen quer durch alle Bereiche hat fatale Folgen. Immer deutlicher zeichnet sich ab, dass die verschiedenen Dienste ihre Infos zur Terror-Zelle lieber für sich behalten haben - ohne die anderen oder gar die Zielfahnder vor Ort einzuschalten. Letzteres ist der eigentliche Skandal.