DNN, 08.01.2002
"Sachsen für Biko"
Nachfolgedebatte
DRESDEN. Der "Spiegel" hat mich nie unterstützt, zischte Kurt Biedenkopf den fragenden Journalisten an. Was der Interviewer vor der Kamera kühn unterstellte, hat das Hamburger Nachrichtenmagazin nun doch einmal getan. Nicht überschwänglich, eher klein und versteckt mit einer Grafik "Sachsen für Biko". Das geschmähte Magazin bot angenehme Lektüre für Sachsens Ministerpräsidenten: Eine Mehrheit unter den Sachsen will den Regierungschef noch bis 2004 im Amt sehen, ergab eine Umfrage im Auftrag des Spiegel. 48 Prozent der befragten Sachsen meinten, Biedenkopf solle seinen Entschluss überdenken und bis zum Ende der Legislaturperiode Ministerpräsident bleiben. Bundesweit waren es 32 Prozent. 33 Prozent der befragten Sachsen sprachen sich für einen möglichst schnellen Rücktritt des Regierungschefs aus, bundesweit waren es 39 Prozent. Zehn beziehungsweise neun Prozent meinten, Biedenkopf solle mit dem Rücktritt bis nach der Bundestagswahl im September warten. Infratest hatte für die Erhebung am 2. und 3. Januar rund 1000 Menschen befragt.
Trotz
Nolle, Paunsdorf und Möbelstreit ist die Sympathie der Sachsen für ihren Landesvater enorm. Das dürfte all jenen in der CDU Unbehagen bereiten, die einen schnellen Abgang Biedenkopfs wünschen und schon für den 15. Januar eine Ankündigung des Rücktritts zum 30. April erwarten.
PDS-Landtagsfraktionschef Peter Porsch hat die Zeichen der Umfrage-Zeit sofort erkannt. Er forderte gestern zwar eine rasche Erklärung zum angekündigten Rücktrittstermin, versäumte aber nicht, Biedenkopf für seine Leistung im Freistaat Respekt zu zollen.
(Eig. Ber./I.P.)