Sächsische Zeitung, 19.04.2003
Verkehr verquer
Kommentar von Gunnar Saft
WO verbringen Sie eigentlich Ostern? Oder anders gefragt, wo. werden Sie diesrnl im Stau stehen? Jedes Jahr droht uns doch das gleiche Problem: Verkehr verquer, nichts geht mehr. Schön ist aber; dass es Politiker wie Ministerpräsident Georg Milbradt gibt die uns einen Ausweg zeigen. Als am Montag voriger Woche zwölf Schneeflocken den Verkehr in der Landeshauptstadt lahm legten, verfiel der Regierungschef, der von seinem Privathaus am Stadtrand in Richtung City unterwegs war, auf eine geniale Idee: Per Blaulicht und Sirene bahnte sich sein schwarzer Dienstwagen VW Phaeton plötzlich problemlos den Weg vorbei an den endlosen Blech-Schlangen. Toll: Ein wenig Krach, ein blinkendes Licht und schon ist jeder Stau Geschichte. Unsereiner muss dagegen früher aufstehen und pünktlich losfahren. Die Welt ist ungerecht.
VIELLEICHT hilft uns ja der Chef-Aufklärer und SPD-Landtagsabgeordnete
Karl Nolle weiter und stellt demnächst eine offizielle Anfrage, wo eigentlich der Missbrauch von Sondersignalen an Dienstfahrzeugen der Staatsregierung beginnt.
Die Antwort wäre interessant. Doch zuvor hat Nolle erst einmal selber Probleme, nicht ständig stecken zu bleiben. Der 120-Kilo-Mann wurde deshalb sogar ein offizieller Tagesordnungspunkt, des Landtagspräsidiums: Weil weiterhin unklar ist, ob Nolle durch eine neue Personensicherheitsschleuse in der Tiefgarage des Parlaments pässt, wurde jetzt eigens eine Ortsbesichtigung anberaumt. Dabei soll entschieden werden, ob Umbauten nötig sind. Um die Steuerkasse zu entlasten, kann ich Herrn Nolle deshalb nur eines raten: Bitte machen Sie sich dann wenigstens einmal dünne! Danke.
ABSOLUT kein Problem, zügig voran zu kommen, haben dagegen offenbar die Fahrer der Motorradstaffel der sächsischen Polizei. Immerhin 1 160 Euro gab jetzt das Innenministerium für eine ungewöhnliche Raser-Studie aus. Titel: „Das Fahrverhalten bei höheren Geschwindigkeiten mit dem Behördenkrad M 660 Skorpion". Warum es so teuer ist, wenn Polizisten mal etwas stärker als erlaubt am Gasgriff drehen, wurde der Öffentlichkeit leider nicht mitgeteilt. Meine Vermutung: 160 Euro gingen bei den Testfahrten fürs Benzin drauf und 1 000 Euro für Strafzettel.
(Gunnar Saft)