Karl Nolle, MdL

Freie Presse, 02.06.2003

Flutopfer: „Ich bin eben kein Minister“

Auch an Dieter Kadens Haus hinterließ der Dauerregen im August große Schäden – Aber er bekommt keine Hilfe
 
Rübenau/Marienberg. Für Dieter Kaden aus Rübenau ist es einfach nur eine Sauerei. „Schlimm, dass es wieder so weit gekommen ist und mit zweierlei Maß gemessen wird“, sagt er wütend. Auf der einen Seite gebe es "die da oben", zum Beispiel eine Ministerin mit allen Beziehungen zur Macht, auf der anderen Seite Leute wie ihn, die nach der Hochwasserkatastrophe mit leeren Händen dastehen.

Der Grund für Kadens Ärger ist der Fall von Sachsens Sozialministerin Christine Weber (CDU). Der Zschopauerin hatte die Sächsische Aufbaubank für einen Regenschaden an ihrem Haus 15.000 Euro gezahlt, obwohl Bedingung für die Zahlung eigentlich ist, dass das entsprechende Haus an einem fließenden Gewässer steht. Eigentlich. Christine Weber bekam das Geld trotzdem, Dieter Kaden hingegen keinen einzigen Cent.

Am Haus des Rübenauers am Flügelweg hinterließ der Dauerregen des 12. und 13. August 2002 einen Gesamtschaden von annähernd 30.000 Euro. Obwohl das 1770 errichtete Gebäude auf dem Berg steht, obwohl sonst weit und breit kein Bach oder Fluss plätschert, rauschten an jenen beiden verhängnisvollen Tagen solche Wasserfluten durch sein Grundstück, dass Keller und Erdgeschoss des Hauses rund 1,60 Meter überflutet wurden. Das Wasser strömte vom benachbarten Feld auf sein Anwesen, wahrscheilich verläuft hinter seinem Haus sogar eine unterirdische Wasserader. "Dort hat es die Fluten regelrecht aus dem Berg herausgedrückt", erinnert er sich. Die Folge: Die Grundmauern des Gebäudes wurden ausgespült, das ganze Haus drohte abzurutschen. "Zum Glück ist es auf einem Fels errichtet, das hat uns wahrscheinlich das Leben geretten", vermutet Rübenauer.

Um das Haus überhaupt bewohnbar zu halten, will Kaden jetzt das Mauerwerk zwei Meter tief ausschachten. Anschließend müsse er eine Drainage rund ums Haus verlegen und den gesamten Unterbau mit Beton stabilisieren. Dabei ist der Invalidenrentner ganz auf sich allein gestellt, denn von staatlicher Seite bekam er keinerlei Hilfe. Zwar habe er bei der Aufbaubank einen Antrag auf Hilfe gestellt, doch vor einigen Tagen ließ man ihm telefonisch ausrichten, er sei nicht anspruchsberechtigt. „Weil mein Haus nicht an einem Bach, an einem Fluss oder an einer Talsperre liegt“, sagt Kaden und fügt verzweifelt hinzu: "Eigentlich weiß ich nicht, wie es weitergehen soll". Er müsse von 140 Euro Arbeitslosenhilfe im Monat leben, weil die Berufsgenossenschaft die Behinderung des ehemaligen Landwirtes nicht anerkannt habe. Als Dieter Kaden dann in der „Freien Presse“ von der Bewilligung der Hilfsgelder für die Sozialministerin las, verstand er die Welt nicht mehr. „Der gleiche Fall wie meiner. Aber ich bin eben kein Minister“, sagt er verbittert.

Der Leiter der Wohnungsbauförderstelle im Landratsamt Marienberg, Bernd Lautenschläger, hat inzwischen der „Freien Presse“ bestätigt, dass es im Mittleren Erzgebirgskreis weitere Fälle wie den von Dieter Kaden gibt. "Mir sind etwa zwhn bekannt, davon sogar einer, der für einen Unternehmer existenzbedrohend ist", sagte er. Nach seinen Worten sei die Verwaltungsvorschrift mit der die Zahlung der Aufbauhilfe geregelt wird, so vom Innenministerium in Dresden erlassen worden. "Die Sächsische Aufbaubank hält sich natürlich strikt an diese Definition" fügt Lautenschläger hinzu.

Offenbar nicht immer. Im Fall der Sozialministerin war die Bank schließlich äußerst großzügig.
(Swen Uhlig)

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