BILD-Zeitung Dresden, 18.06.2003
Ministerin Weber - Noch diese Woche das AUS?
Milbradt gibt Ministerin Weber auf
Sie ist nicht mehr zu halten! Sachsens Regierungsschef Georg Milbradt (58, CDU) lässt seine angeschlagene Sozialministerin Christine Weber (54) jetzt endgültig fallen.
Ein hohes Regierungsmitglied zu BILD: „Frau Weber wird am 27. Juli keine Sozialministerin mehr sein."
Dieses Datum birgt politische Brisanz. Erreicht es Frau Weber als Ministerin im Amt, kassiert sie lebenslang eine fette Pension. Monatlich 4055 Euro (BILD berichtete). Wird sie vorher entlassen sind es "nur" 65 000 Euro Übergangsgeld. Dann ist Schluss. Das Regierungsmitglied: "Sie bis zum 28. Juli im Amt zu behalten wäre politisch unanständig."
Sachsens Regierungssprecher Dr. Christian Striefler (41): „Der 27. Juli spielt für keine Entscheidung des Ministerpräsidenten eine Rolle." Den Abgang von Frau Weber will er weder bestätigen noch dementieren.
Gefeilt wird jetzt daran, wie der Rücktritt erfolgt. Christine Weber vor wenigen Tagen noch zu BILD: „Ich trete definitiv nicht freiwillig zurück. Herr Milbradt muss mich schon entlassen, wenn er mich los sein will..."
Für Milbradt eine schwere Entscheidung. Christine Weber gilt als extrem selbstmordgefährdet, leidet an einer depressiven Episode durch Stress. Andererseits zeigt es dem Regierungschef auch: Seine Ministerin ist der Belastung im Amt nicht gewachsen. Auch CDU-Fraktionschef Fritz Hähle (61) fordert indirekt die Ablösung. Hähle: „Für das Kabinett ist allein der Ministerpräsident zuständig. Ich gehe davon aus, dass er aber die Arbeitsfähigkeit des Kabinetts sicher stellt." Und die ist mit einer dauerkranken Ministerin nicht gewährleistet.
Als Frau Webers Nachfolger werden gehandelt: Sozialstaatssekretär Albin Nees. Der sanfte Feingeist gilt als Webers Intimfeind im Ministerium. Kerstin Nicolaus (42, CDU) vom Sozialausschuss und CDU-Abgeordnete Christine Clauss (52). Ein Mitbradt-Vertrauter: „Frau Nicolaus wird es aber definitiv nicht."
(Andreas Harlass)
