Freie Presse, 03.07.2003
„Sachsen müssen in Sachsen bleiben“
Karl Nolle (SPD) diskutiert mit Freibergern zum Thema „Gehen uns die Mitarbeiter aus?“
FREIBERG. Zum Thema „Gehen uns die Mitarbeiter aus?“ diskutierte der wirtschaftspolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion
Karl Nolle jüngst mit rund 60 interessierten Freibergern.
Für den Politiker und Unternehmer gab es nur eine Schlussfolgerung: „Die Probleme von morgen müssen wir heute anpacken.“ Große Teile der Eliten hätten Sachsen verlassen, und damit gingen vor allem Bildungsinvestitionen verloren.
„Die Sachsen müssen in Sachsen bleiben, sonst blutet unser Land aus“, argumentierte der SPD-Mann. Eine Verringerung der Bevölkerung wirkte sich drastisch auf alle Bereiche des Lebens aus. Man denke nur an die Wasserversorgung mit ihren Fixkosten. So gelte irgendwann, dass „der Rest“ den Rest bezahlen muss. In der Stadt Freiberg habe es nach anfänglichem Beschäftigungsaufbau in den Jahren 1993 bis 1995 nun einen steten Abbau gegeben. Die Arbeitslosigkeit sei nicht der Hauptgrund für einen Wegzug, denn nur 16 Prozent der Wegziehenden, so besagt es die Statistik, seien arbeitslos gewesen.
Freibergs Wirtschaftsförderer Thomas Müller stellte fest, dass die Kreisstadt jährlich rund 500 Bürger verliert. „Davon hängen eben auch Förderkategorien ab“, erklärte er. Dennoch sei Freiberg „keine sterbende Stadt“ und es gäbe beachtlichen Zuwachs in zukunftsorientierter Produktion.
Das „Harzkonzept“ sei an Schwachsinn kaum zu überbieten, fand einer der anwesenden Zuhörer. Karl Nolle widersprach: „Als Konzept zur besseren Vermittlung, wo es was zu vermitteln gibt, ist das gut, doch wo es nichts gibt, kann man damit eben nichts anfangen“. Professor Rolf Steinhardt äußerte die Meinung, dass es durch Investitionen zu einer Mehrproduktion kommen solle, was nicht zu mehr Arbeitsplätzen führe. „Es ist bedauerlich, dass die Zahl der technischen Studenten zurückgegangen ist, denn die anderen produzieren nichts“, ergänzte Steinhardt.
Karl Nolle sieht Auswege in einer langfristigen politischen Planung, der konsequenten Förderung der kleine und mittleren Unternehmen, in Personalberatungsinitiativen und der Weiterbildung im Fach Wirtschaft, das Unterrichtsfach in der Schule werden müssen. Schließlich brauchten die Menschen lebenswerte familiengerechte Städte und Gemeinden sowie wohnortnahe Schulen, die multifunktional genutzt werden sollten.
(PEH)